Hutablage Geräusche eliminieren

Wer sehr empfindlich auf Geräusche ist, der kann seine Nerven im Audi TT8N3 auf die Probe stellen, denn nichts geht einem TT8N3-Fahrer mehr auf den Geist, als die klappernde Heckklappe samt der knarzenden Hutablage.

So ist es auch mir ergangen, als ich vor kurzem abends eine kleinere Runde von 220 km gefahren bin. Da stand ich kurz vor dem Durchdrehen, denn bei jeder kleinen Fuge auf der Autobahn oder Unebenheiten auf der Landesstraße knarzte im Heckbereich irgendwas - insbesondere der Sichtschutz. Also musste schnellstens für diesen eine Lösung gefunden werden.

Metallprofile und Tragrahmen
Ein Teil des Geräusch-Ensemble bei mir sind die zwei leicht gebogenen Metallprofile, die (vermutlich) das Gewicht erhöhen sollen, und im Tragrahmen sitzen - also liebe TT8N3-Gemeinde, Metallprofile rausnehmen und 0,19 kg unnötigen Ballast gespart  (ich habe sie wirklich abgewogen).

Und das mit Gewicht meine ich ernst - keine Fake News. Nämlich insofern, dass die Masse des Rahmens träger wird und der Sichtschutz bei Unebenheit nicht auf- und abspringt, denn auf die Steifigkeit haben die zwei Profile kaum Auswirkungen, sonst dürfte der Sichtschutz sich nicht verwinden und auch nicht knarzen.

Und für mehr Stabilität hätte man ja ebenso mehr Kunststoffmasse spritzen können, was wahrscheinlich kostengünstiger und einfacher gewesen wäre.

Das Geräusch durch die Metallprofile entsteht aufgrund dessen, dass sich der Rahmen des Sichtschutzes leicht verwindet, die Metallprofile sich dann in den Nuten bewegen, da diese ein geringes Spiel aufweisen, und am Kunststoff reiben. Dadurch kam schon ein Teil des Geräusches bei meinem Sichtschutz zustande.

Dies habe ich getestet, indem ich den Sichtschutz zerlegt und den Tragrahmen einmal ohne und dann mit Metallprofilen mehrmals manuell "verbogen" habe.

Die Überlegung war nun, wie man diese Reibung minimieren kann. Im Internet gibt es Ansätze, wie das Sprühen von Silikonspray - habe ich auch versucht, aber nach einiger Zeit treten leider die Geräusche wieder auf.
Mein Ansatz ist daher, Metallprofil darf nicht auf Kunststoff reiben, also irgendwie eine Schicht einbringen. Was waren die Möglichkeiten, die mir so einfielen?

  • Silikondichtmasse in Nut füllen und Metallprofil einlegen - meines Erachtens nicht erfolgversprechend, da der Spalt zwischen Nut und Profil sehr klein ist und das Silikon wahrscheinlich reißt, wenn sich das Profil wieder bewegt
  • Filz (ein universelles Mittel gegen Geräusche) - leider auch kein brauchbarer Ansatz, da Bastelfilz zu dick für die Nut ist. Und diese auf der ganze Länge gleichmäßig aufzuweiten ist ein handwerklich komplexeres Unterfangen was ich vermeiden wollte
  • Vliesklebeband (vom Freundlichen) - passt in den Spalt und minimiert das Geräusch - ich habe den Tragrahmen mit dem umwickelten Profil mehrmals leicht gebogen und nichts knarzte mehr


Verbindung Abdeck- und Tragrahmen
Beide Rahmen greifen durch eine kleine Wulst ineinander und an den Kontaktflächen entstehen durch die Verwindungen Geräusche. Durch das Aufkleben des Vliesklebebandes am Abdeckrahmen kann man die Berührflächen von einander trennen, jedoch greift der Wulst nicht mehr ein und die Rahmen können nicht mehr über die Schnapp- bzw. Steckverbindungen miteinander verbunden werden, was eine andere Lösung (siehe weiter unten) erfordert.


Klebeverbindung und Abdeckrahmen
Ein weiterer Geräuschfaktor den ich auf die Spur gekommen bin, sind die gelösten oder abgebrochenen Klebeverbindungen im Abdeckrahmen (8N8867769B) - im Bild sieht man einen bereits missglückten Reparaturversuch des Vorbesitzers.
Beim Verwinden des Trag- und Abdeckrahmens kommt es auch an diesen Punkten zur Geräuschbildung, daher habe ich diese einfach mit einem Messer entfernt.

Und ich hatte auch nicht vor die beiden Rahmen des Sichtschutzes zu verkleben, da man diese dann, wenn beispielweise der Spannstoff beschädigt ist, wahrscheinlich nicht mehr zerlegen kann ohne dass es die Kunststoffrahmen "zerlegt". Es besteht die Gefahr, dass der Kunststoff eines Rahmens bricht und somit musste eine lösbare Verbindung, also eine Schraubverbindung her - viele andere Alternativen gibt es ja nicht.


Damit dem Ruhestörer der Garaus gemacht wird, habe ich zwei Lösungsansätze, mit Schrauben und Hülsenmuttern, verfolgt. Zu Beginn (erster Versuch) kamen dabei Hülsenmuttern M6 mit Innensechskant und Zylinderkopfschrauben M6 x 15 mit flachem Kopf und Innensechskant - warum mit Innensechskant? Weil die sichtbaren Schraubverbindungen im Interieur und beim Tankdeckel alle mit Innensechskant versehen sind und somit das einheitliche Erscheinungsbild wenigstens annähernd gewahrt bleiben sollte - der Gedanke war ja nicht schlecht, aber die Ästhetik schon (aber wir Männer schauen ja sowieso mehr auf die inneren Werte).


 Wie habe ich geplant die Schraubenverbindung auszuführen?

1. Ansatz: warum einfach, wenn es kompliziert auch geht? Es wird nur der Tragrahmen angebohrt und die Hülsenmuttern werden mit dem Abdeckrahmen verklebt (Uhu Plus Acrylit - habe ich das schon einmal erwähnt, dass dies mein Lieblingskleber ist?) - so sind die Schrauben nur sichtbar, wenn der Kofferraum geöffnet wird. So zumindest hat sich der kleine Robert das vorgestellt - die Höhe der Hülsenmutter lässt diese Lösung aber leider nicht zu - wäre auch zu schön gewesen um wahr zu sein

2. Ansatz: ganz trivial, indem durch den Abdeck- und den Tragrahmen durchgebohrt wird und dann Muttern samt Schrauben die beiden Rahmen fixieren - wobei dies aber letzte Wahl für mich war, weil dann auch am Abdeckrahmen die Schrauben sichtbar sind. Ästhetisch nicht der Hammer, aber der Zweck heiligt die Mittel und der Sichtschutz knarzt nicht mehr, auch nicht, wenn man ihn extrem verdreht. Wenn ich nochmals die Möglichkeit hätte dies machen zu können, würde ich statt M6-Schrauben und Muttern auf M4 greifen (alles wäre ein wenig dezenter und die Aufnahmen für das Gummiband der Bespannung würden nicht zerstört).

benötigtes Werkzeug und Material:

  • Kreuzschlitz-Schraubendreher
  • Sechskant-Biteinsatz
  • Akku-Bohrmaschine mit einstellbarem Drehmoment
  • 6 mm bzw. 4mm Spiralbohrer (Vorbohren des Tragrahmen und Bohren des Abdeckrahmens)
  • 9 mm bzw. 7mm Spiralbohrer (Aufbohren des Tragrahmens)
  • 6 mm Senker (für Abdeckrahmen)
  • 1 Stück Vliesklebeband (erhältlich bei VW-Audi-Werkstätten)
  • 22 Stück Zylinderkopfschraube M6 x 15 bzw. M4 mit flachem Kopf und Innensechskant - Variante 1
  • 22 Stück Senkschrauben mit Kreuzschlitz M6 x 16 bzw. M4 - Variante 2
  • 22 Stück Hülsenmutter M6 bzw. M4

 Arbeitsschritte:

  • Bohren der 22 Löcher im Tragrahmen mit einem 6 mm bzw. 4mm-Bohrer - genau dort, wo die Klebeverbindungen waren (aufpassen, dass die Bespannung nicht beschädigt wird, eventuell entfernen)
  • Abdeck- und Tragrahmen aufeinanderlegen
  • durch die 22 Löcher des Tragrahmens den Abdeckrahmen mit einem 6 mm Bohrer durchbohren - Löcher sind dann deckungsgleich
  • Abdeckrahmen wieder abnehmen
  • die 22 Löcher des Tragrahmens auf 9 mm bzw. 7 mm mit einem Bohrer aufweiten - damit man die Hülsenmutter durchstecken kann (wiederum auf die Bespannung aufpassen)
  • die 22 Löcher des Abdeckrahmens leicht ansenken (die von mir gekauften Schrauben hatten einen kegeligen Ansatz)
  • auf der Innenseite den äußeren Rand des Abdeckrahmens umlaufend mit Vliesklebeband bekleben
  • zusätzlich habe ich auf den Tragrahmen innen ein Kompriband (Fugendichtband - siehe Fotos unten) geklebt, damit zwischen den Teilen eine zusätzliche Dämmung vorhanden ist
  • Abdeck- und Tragrahmen zusammenstecken
  • Hülsenmutter und Schrauben miteinander mit gleichmäßigem Moment (am besten Akkuschrauber dazu verwenden) verschrauben, ansonsten verzieht sich der Rahmen zu sehr und wird rissig


Variante 1:
Das erzielte Ergebnis ist noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Zeit heilt alle Wunden. Und wenn es wirklich den Heckbereich ruhiger macht, dann ist die Maßnahme entschuldig.

Ansonsten kommt Weihnachten und ich schreibe an das Christkind auf meinen Wunschzettel, dass ich mir einen neuen Sichtschutz wünsche.

Anbei die Bilder des Endergebnisses - wie schon gesagt, sehr gewöhnungsbedürftig (vielleicht gefällt es mir ja selber mit der Zeit - dachte ich und somit musste Variante 2 her).


Variante 2:
Nachdem ich mit der ersten Lösung nicht zufrieden war - die Zylinderkopfschrauben sind doch sehr dominant (wobei dominant ja auch seinen Reiz hat) - musste ein neuer Ansatz gefunden werden, der auf die Variante 1 aufbaut. Die Löcher für die Hülsenmuttern und der Zylinderschrauben sind ja schon vorhanden und ich bin weder David Copperfield noch der große Houdini, dass ich die Löcher verschwinden lassen könnte.

Also alle Senkungen wurden vertieft und statt den Zylinderkopfschrauben wurden Senkkopfschrauben mit Kreuzschlitz eingesetzt. Warum aber keine mit Innensechskant? Würde ja besser zum TT-Stil passen? Weil diese in den Baumärkten meistens nur als rostfreie Schrauben ("Edelstahlschrauben") erhältlich sind und somit die Festigkeitsklasse am Schraubenkopf eingeprägt ist - was die Sache auch nicht schöner macht.

Zumindest ist die Variante 2 ein wenig gefälliger für das Auge - zumindest für meines, aber befriedigt hat mich diese Lösung auch nicht. Auf zur Variante 3.


Variante 3:
Nach dem Variante 2 schon eine leichte optisch Besserung brachte, aber noch immer nicht meinen ästhetischen Ansprüchen genügte, musste diese noch optimiert werden - im Grunde eine kleine Schönheitsoperation, fast schon wie Botox spritzen um was zu kaschieren.

Nachteilig ist, dass die Schleif- und Lackierarbeiten am zusammengebauten Rahmen erfolgen müssen und das Abdeckband an den Rändern nicht 100%-ig abklebt und somit die Bespannung farblich etwas in Mitleidenschaft gezogen wird. Somit muss auch die Bespannung leicht lackiert (fein besprüht) werden. Das Ergebnis zeigen die folgenden Bilder.


Benötigtes Material und Werkzeug:

  • Spachtelmasse ( Presto 2k Füllspachtel 10675793)
  • Kunststoffspachtel
  • Schleifpapier in den unterschiedlichen Körnungen (beginnend bei 120 bis 400)
  • Abdeckband
  • Silikonreiniger
  • Füllerlack (carfit Füllerlack)
  • Haftgrund (carfit Haftgrund)
  • Sprühlack (ich habe mich für Dupli-Color Aerosol-Art RAL 7016 matt entschieden - vielleicht wäre RAL 7011 matt der bessere Farbton gewesen)

Arbeitsschritte:

  • Spannbezug mittels Abdeckband abkleben
  • Schrauben mit Spachtelmasse zuspachteln
  • Spachtelmasse mittels Schleifpapier (zuerst grob, dann fein) abschleifen
  • Rahmen reinigen und gut ablüften lassen
  • Füllerlack aufsprühen
  • bei entsprechenden Unebenheiten nochmals leicht nachschleifen
  • Haftgrund aufsprühen
  • Lackieren des Rahmens (eventuell 2. Lackschicht nur ganz dünn aufsprühen, hat bei mir ein matteres Ergebnis geliefert, als wenn nass lackiert wurde)
  • eventuell Spannbezug lackieren, wenn Füller oder Haftgrund auf das Gewebe getreten sind (wie bei mir)



Zusammenfassung:
Nachher ist man immer schlauer und man könnte noch vieles besser machen -  ist wie beim Hausbau oder beim Heiraten, aber in Summe bin ich einigermaßen zufrieden.Ich möchte trotzdem jene Punkte anführen, die ich beim nächsten Mal (wird es wahrscheinlich nicht mehr geben) besser machen würde:

  • noch gründlicher spachteln und schleifen
  • etwas helleren Grauton wählen (RAL 7011 matt)
  • 4 mm Bohrungen bohren bzw. 4 mm Schrauben verwenden
  • die Bespannung noch besser abkleben, so dass sich an den Rändern das Abdeckband nicht aufbiegt bzw. löst und Füller und Haftgrund auf die Bespannung kommt

Die Kosten lagen bei rund 20,- EUR für das Material, wie Schrauben, Hülsenmutter, Sprühlack und Vliesklebeband (wobei nur ein Teil des Vliesklebebandes eingerechnet wurde, da der "Rest" für andere Dämmaufgaben am TT genutzt werden kann) - aber nun gibt die Hutablage keinen Ton von sich. Sozusagen "mucksmäuschenstill".


Update Dezember 2020:
Mir ist es schon Ende Oktober aufgefallen, dass die Hutablage leider ihren Glanz etwas verloren und auf der Oberseite einige Sprünge, wahrscheinlich aufgrund von Verspannung durch die Schrauben und der Versprödung des Kunststoffes, erlitten hat.


Wie die Reparatur erfolgt kann man extra im Blog lesen.


Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.