Ladedruckregelung 06A103911F erneuern

Bei der Vorbereitung zum Wechsel der Ventildeckeldichtung fiel mir auf, dass ein Schlauch mit offenem Ende hervorsteht. Und bei genauerer Betrachtung war es einer der Turbodruckregeleinheit 06A103911F (Ladedruckregelung), welche bei der Ansaugbrücke montiert ist.
Die Genialität der Audi-Ingenieure zeigt sich schon bei den vielen Übergängen von 14/8mm Schlauch auf 8/6mm Kunststoffleitung (jeweils Außen-/Innendurchmesser) und gerade diese Kunststoffleitungen zerbröseln regelrecht bei mir.

Im Grunde schaut die Einheit bei mir ziemlich katastrophal aus. Ich nehme an, dass irgendwas einmal im Motorraum passiert ist, da beim Kauf auch der Batteriekasten ziemlich angegriffen war, aber andererseits zeigen die Bilder der anderen Einheiten, die im Internet angeboten werden, auch kein besseres Bild.


Die komplette Einheit 06A103911F von Pieburg, mit Ladedruckventil 078906283A und Rückschlagventil 058905291B, ist neu leider nicht mehr erhältlich und die gebrauchten schauen auch nicht besser aus.

Also musste eine Ersatzlösung her, nur problematisch war, dass das Fahrzeug in einer Woche einen Werkstatttermin wegen der schweren Mängel und der §57a Überprüfung hat und die Lieferzeiten der einzelnen Ersatzteile kurz vor diesem Termin liegen.
Daher habe ich eine provisorische Lösung gebastelt, die eigentlich aber auch dauerhaft sein könnte. Mittels neuen 14/8mm bzw. 8/4mm Schläuchen, einem neuen 8mm T-Stück , die ich mir in meiner Werkstatt holte, und diversen Schlauchklemmen wurden die beschädigten Teile ersetzt - Kostenpunkt 20,- EUR.

Das Mühselige an dem Austausch war das Öffnen der verpressten Klemmen, wenn das entsprechende Werkzeug fehlt. Mittels eines Seitenschneiders habe ich die Enden aufgebogen und den Schlauch mit einem Tapeziermesser aufgeschlitzt, damit ich ihn vom Anschluss runter bekam.

Bei der Reparatur wurde darüber hinaus festgestellt, dass das Kunststoffgehäuse des Ladedruckventils von Rost unterwandert wurde und aufgeplatzt ist. Also wurde auch dieses ersetzt und weil wir gleich dabei sind und es eh kaum was kostet, dann gleich auch noch das Rückschlagventil.

Bei der vorläufigen Reparatur wurden die vielen Übergänge von 14/8mm (Außen/Innendurchmesser) Schlauch auf 6/4mm auf einem Leitungsstrang vollständig durch einen 14/8mm Schlauch ersetzt.
Die Kabelbinder am unteren Foto dienen einfach dazu, das Ventil in seiner Position zu halten.


Der Motorlauf nach der Not-Reparatur erfolgte ohne irgendwelche Fehlermeldungen und auch das leicht scheppernde Geräusch beim Gas geben, welches ich zwei Tage vorher beim Werkstattbesuch vernahm, war nicht mehr zu hören.

Bei der endgültigen Reparatur wurde das Ladedruckventil 078906283A, das Rückschlagventil 058905291B und das T-Stück noch getauscht, wobei das Kunststoff-T-Stück durch ein Messingteil mit reduziertem Übergang 8-4-8 ersetzt wurde.

Im Grunde wurde alles, auch das Y-Schlauchstück, welches ich nicht als Ersatzteil gefunden habe, ersetzt, wobei ich mit dem Gedanken gespielt habe, dieses Y-Stück durch ein Messing-Y bzw. T-Stück zu ersetzen, damit ich auf die dünnen Leitungen bzw. Rohre komplett verzichten konnte.

Dafür wurde bei Amazon schon einiges an Ersatzteilen bestellt und ich wartete nur noch darauf, dass ich die komplette Einheit nochmals neu aufbauen konnte.

Falls das mit dem Y-Messing-Stück nicht klappt, plante ich als Rohre  Pneumatikleitungen zu nehmen, welche bis zu 80°C an  Arbeitstemperatur aufweisen, was für den Motorraum ausreichend sein sollte.

In Summe beläuft sich der Neuaufbau der Turbodruckregelung 06A103911F bei Amazon auf rund 180,- EUR . Der eine oder andere Euro könnte noch eingespart werden (wie Luftschlauch oder ein günstigerer Anbieter für das Ladedruckventil 078906283A), wobei meine freie Werkstätte schon das Problem hatte, dass es mir das Ladedruckventil nicht bestellen konnte. In Summe hat mich der Umbau schlussendlich rund 100,- EUR gekostet.

Die Frage ist, ob es noch günstiger geht, da Pieburg anscheinend ein baugleiches Ventil 7.22687.39.0 im Programm hat, welches deutlich günstiger als das 7.22687.49.0 ist und auch unter der gleichen OEM Nummer als kompatibel ausgewiesen ist.
Ich bin der Sache mal nachgegangen und konnte zwischen den beiden Ventilen - außer beim Preis - keinen äußerlichen Unterschied ausmachen. Beide sind gleich schwer, haben die gleichen Anschlüsse und Abmessungen.


Auf Anfrage bei Pieburg, worin der Unterschied zwischen den beiden Ventilen liegt, herrscht bis heute Schweigen. Aus jetziger Sicht würde ich das kostengünstigere nehmen, da bei Amazon zwischen den beiden eine Differenz von satten 60,- EUR liegt - und wie hieß es immer so schön? Geiz ist geil!

Nachtrag 05/2023: angeregt durch die Messungen beim N75 habe ich auch einmal das alte Ladedruckventil 078906283A genauer unter die Lupe genommen und den Spulenwiderstand sowie die Anzugs- und Rückfallspannungen gemessen.
Der Spulenwiderstand des alten Ventils lag dabei bei 21,9 Ohm (Sollwert 21 bis 24 Ohm), die Anzugsspannung bei 5,8V und der Strom bei 257mA. Die Rückfallspannung betrug 2,1V bzw. 97mA. Im geschlossenen Zustand war das Ventil auch nicht 100%ig dicht, so wie die Ladedruckventile N75 - dies dürfte konstruktionsbedingt sein.
Das Anzugsgeräusch beim N249 ist wesentlich gedämpfter als jenes des N75, welches sehr deutlich wahrzunehmen ist.

Und wenn ich schon beim kompletten Demontieren bin, dann wurde im Weiteren auch der Rost auf der Halteplatte 06A103943AB mittels Drahtbürste entfernt. Aufpassen musste man nur, dass man nicht die Halteklammern N90847501 beschädigt, denn da kostet das Stück zwischen 1,50EUR und 2,- EUR. Zusätzlich hatte ich die Platte dann noch mit Bremsenreiniger gereinigt, damit in den Ecken auch der Schmutz herauskommt und habe das Ganze noch mit Förch Korroplex L237 eingestrichen.
Abschließend wurde die Trägerplatte mit glänzenden Hammerite Lack schwarz lackiert. Der Hammerite Lack ist gleichzeitig auch eine Grundierung und ein Rostschutz.


Beim Zusammenbau ist es wichtig, dass das Rückschlagventil wieder richtig eingebaut wird. Meines Erachtens hat das neue Valeo ein wenig anderes Verhalten als das Alte, wenn man in die Sperrrichtung hineinbläst - zumindest akustisch.
Interessant ist, dass anscheinend das Ladedruckventil 078906283A immer noch das Originale war, wie so viele andere Ventile auch. Dies zeigt, dass man damals noch auf Qualität Wert gelegt hat.
Die gesamte neue Einheit präsentiert sich nun wie abgebildet, wobei man aber den Aufbau nicht mehr sieht, weil ja eine Abdeckung darüber ist. Und wen es nun stört, dass dies nicht mehr OEM ist, der soll sich daran Reiben - dafür brechen aber auch keine Kunststoffleitungen mehr und die Anzahl der gestückelten Teile ist auch deutlich reduziert (10 statt 14 Teile).
Und abschließend der Vergleich zwischen neu und alt lässt einen ganz schön Erschaudern, in welchem Zustand die alte Einheit eigentlich war.


Und wer glaubt, dass er bei den obigen Bildern (neu aufgebaute Einheit) zwei Fehler gefunden hat, dann hat er Recht, denn ich hatte vergessen die rechte Schelle noch richtig zu fixieren und das Rückschlagventil richtig einzubauen. Hat mich10 Minuten meines Lebens gekostet, dass ich die Schelle und das Ventil dort hin gebracht habe wo sie hingehören. Aber wie heißt es so schön: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Und dank des Blogs - quasi als Reflexion - fällt der eine oder andere Fehler auf, der sich leider durch Long-Covid einschleicht.

Die Klettverschluss-Kabelbinder sollen die Form bzw. Rundung des gesamten Aufbaus etwas verbessern und die Kunststoff-Kabelbindern sollen verhindern, dass die Schläuche die Lüfter berühren können.

Ersatzteile:
  • Ladedruckventil 078906283A
  • Rückschlagventil 058905291B

Werkzeug:

  • Schraubendreher-Satz (Schlitz)
  • Steckschlüsselsatz
  • Seitenschneider
  • Teppichmesser
  • Schlauchklemmen-Zange (z.B. BGS 473)
  • Pinsel
  • Bohrmaschine
  • Drahtbürste für Bohrmaschine (Entrosten)

Material:

  • Benzin-Schlauch 14/8mm (Außen/Innendurchmesser)
  • Benzin-Schlauch 8/4mm (Außen/Innendurchmesser)
  • Pneumatikschlauch 8mm (Außendurchmesser)
  • Schlauchklemmen-Set
  • T-Stück 8/4/8 bzw. 8/8/8
  • Bremsen- und Teilereiniger
  • Förch Korroplex L237
  • Hammerite Lack schwarz glänzend

Arbeitsschritte:

  • beide Schrauben der Trägerplatte im Bereich der Ansaugbrücke mittels Steckschlüssel lösen - Achtung, die Baugruppe hängt dann nur mehr am Ölmessstab-Rohr
  • Trägerplatte aus dem Ölmessstab-Rohr herausziehen
  • Schlauchklemme unter der Ansaugbrücke und bei den beiden Metall-Leitungen lösen - Tipp: eine der beiden Leitungen, sowohl am Metallrohr als auch auf der Baugruppe, mit einem Isolierband markieren, damit man beim Einbau weiß, welche Leitung wo hingehört (siehe 3. Foto)
  • Baugruppe herausnehmen
  • einzelne Schlauch- und Rohrteile bzw. auch Ventile erneuern
  • Baugruppe in umgekehrter Reihenfolge wieder einbauen


Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.



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