Funkschlüssel 1:1 Kopie im DIY-Verfahren erstellen

Vor geraumer Zeit hatte ich ja einmal die Hülle des Funkschlüssels getauscht und dabei dummerweise den Schlüsselbart etwas zurecht gefeilt, der dann wackelte. Ich habe mir daraufhin neue Bärte und einen kompletten Schlüssel samt Transponder bei meinem Freund Ali express in China bestellt. Doch nun stellte sich die Frage, wie kann ich den chinesischen Funkschlüssel nun an die Wegfahrsperre anlernen?


Da ich ein Freund des DIY - die rechte Hand ist dein bester Freund - und auch Lehrer bin und mit dem Thema "lernen" vertraut bin, musste eine Lösung für das Problem "Anlernen" her und so begab ich mich auf die Suche im World Wide Web und wurde auch bei Xhorse fündig.

Ich hatte wieder einmal das unbändige Bedürfnis mir statt ein paar hochhackigen Schuhe, so wie es die Frauen tun, ein neues Spielzeug zu kaufen - und so wie es bei mir nun mal ist, lag dieses relativ auch lange rum. Das Objekt der Begierde war ein Xhorse VVDI Mini Key Tool, mit dem man angeblich den ID48 Transponder, so wie das Schaf Dolly, klonen kann.

Nachdem mir ja in meinem Lieblingsforum vorgeworfen wird, dass ich nur Theorien und Links verbreite - was natürlich nicht stimmt - habe ich mich aufgemacht das Kopieren der Schlüssel, sprich Wegfahrsperre, kurz WFS, selber in die Hand zu nehmen. Dazu habe ich wieder einmal keine Kosten und Mühen gescheut.

Der Vorgang an und für sich ist eigentlich ganz einfach:
  • Xhorse App starten und sicherstellen, dass man im Konto eingeloggt ist, damit man auch den Token nutzen kann
  • sicherstellen, dass die App mit dem Mini Keytool über Bluetooth verbunden ist
  • im Menü "Transponder Clone" bzw. "Transponderklon" auswählen (je nach Spracheinstellung)
  • zum Überprüfen, ob der originale Transponder funktioniert "Read Transponder" bzw. "Transponder lesen" auswählen
  • dann "Clone" bzw. "Klon" auswählen und den Arbeitsschritten folgen
  • Die Arbeitsschritte sind dann ganz einfach, da man angeleitet wird:
    • Originalschlüssel einlesen (in das Gerät halten)
    • Originalschlüssel in Zündung einstecken und das Lesegerät an die Lesespule halten
    • dann immer wieder Zündung Ein- und Ausschalten (bei mir 8 Mal) und dabei das Lesegerät immer an die Lesespule halten
    • Warten bis der Berechnungsvorgang abgeschlossen ist (die Berechnung der Daten hat bei mir beispielsweise 1 Stunde und 10 Minuten in Anspruch genommen - so Mal nebenbei einen Schlüssel zu kopieren spielt es sich nicht)
    • Originalschlüssel zur Kontrolle in das Gerät halten
    • Schlüsselkopie in das Gerät halten und warten bis der Schreibvorgang beendet ist
  • kopierten Schlüssel testen und Fahrzeug starten
Die Arbeitsschritte sind auch im YouTube-Video von KEYS MAKE SLO nachzuvollziehen.


Im Grunde öffnet das kleine Tool in Kombination mit einer Schlüsselkopiermaschine Tür und Tor für den Diebstahl von Fahrzeugen, die ausgeliehen werden (z.B. Leih- und Mietautos). Wenn ich das kann, dann sicher auch Kriminelle, bei denen die Energien für sowas deutlich ausgeprägter sind als bei mir - oder bei Kollegen, von denen die Idee kam.

Nachdem ich mich in Geduld geübt habe kam nun der große Moment den kopierten Schlüssel am Audi TT8N zu testen - und "heilige Scheiße" das Ding hat seine Aufgabe mit Bravour gemeistert.
Ich konnte ohne Probleme mit dem Aliexpress Schlüssel, den ich vor einiger Zeit um rund 12,-EUR bestellt hatte, meinen Audi TT8N3 starten.
Aus meiner Sicht etwas ärgerlich war bei dem Ganzen, dass sich das Xhorse VDDI Mini Key Tool immer wieder von alleine ausschaltet und man mit es mit dem Smartphone oder Tablet immer wieder neu verbinden muss, auch wenn es am USB-Ladegerät hängt.
Ich habe aber den Verdacht, dass es mitunter auch an einer instabilen Bluetooth Verbindung liegt und werde es einmal mit dem iPad und dem Android Tablet ausprobieren - eine Windows-Version gibt es leider nicht.
Positiv ist, dass der dekodierte Schlüssel bzw. die dazugehörigen Daten online im Konto abgespeichert werden und man dann die ID48 Transponder ohne lange Wartezeit kopieren kann. Inwieweit diese dann auch funktionieren habe ich noch nicht überprüft, da mir derzeit die dazugehörigen Schlüsseln fehlen.

Der Preis für einen Token, wenn einmal das Jahr abgelaufen ist, ist aus meiner Sicht verkraftbar, wenn man sich einmal die Audi-Preise vor Augen hält.

Und wenn ich von DIY Schlüsseln kopieren rede, dann meine ich das auch so und das beinhaltet auch das Fräsen der Schlüsselbahnen. Zuerst dachte ich, ich frage einmal meine Kollegen in der Schule, ob man dies auf unserem neuen Bearbeitungszentrum mittels CNC fertigen könnte, da ja für den 3D-Druck schon die Daten vorliegen, aber mittels der Google-Suche stieß ich auf eine Low-Cost Schlüsselkopiermaschine, die DEFU 368A, die bei mir Fantasien weckte.




Interessant sind die Preise, die für diese Maschine aufgerufen werden. Diese variieren zwischen 80,- und über 700,- EUR. Manche Anbieter wollen sich anscheinend damit eine goldene Nase verdienen, insbesondere, wenn sie Zubehör um 15,- EUR beilegen.

Mittlerweile ist es mir gelungen, dass ich zumindest den Kunststoff-Notschlüssel mittels der Schlüsselfräse kopieren konnte, jedoch war die Ausschussquote sehr hoch. Von sechs gefrästen Schlüsseln konnte nur einer meinen TT auf- und zusperren. Anscheinend ist das Schloss doch sehr sensibel, was die Genauigkeit der Fräsbahnen bzw. den acht Punkten im Schloss betrifft, was ich ehrlicherweise nicht vermutet hätte.
Ich muss aber auch ehrlich eingestehen, dass die hohe Ausschussquote jedoch meiner Dummheit geschuldet war, da ich bei der Auswahl des Fräsers nicht aufgepasst habe, ob der Fräser den gleichen Durchmesser wie der Taststift aufweist - so kann es auch nicht funktionieren, wenn die Bahnen nicht gleich verlaufen.


Anbei ein kleines YouTube-Video, indem man sieht, dass der selbst gefräste Kunststoff-Notschlüssel meinen Audi TT8N3 zu- und aufsperrt. Bezüglich Kunststoff lassen sich eigentlich nur die angebotenen Rohlinge gut verarbeiten. Ein mit PLA aus dem 3D-Drucker kommender Rohling zeigte sich als ungeeignet, da das Filament durch die Schnitttemperatur weich wurde und somit keine saubere Kontur zustande kam.


Bei den Metallschlüsseln habe ich mir einige Zeit die Zähne ausgebissen, weil es dort gefühlt unterschiedliche Stahlhärten gab, mit denen die Fräse aus meiner Sicht nicht zurechtkam (siehe auch meinen Bericht zur Fräse). Aber wie heißt es so schön? Der Schein trügt und die Härten sind nahezu ident, nämlich 158HV zu 162HV.


Nachdem ich nun auch den Dreh raus habe, wie man den Schlüssel und den Rohling einspannt, ist das Fräsen der Metallrohlinge, was zumindest den Fräsvorgang betrifft, schon mal einen Schritt weiter.
Man darf den Schlüssel nicht so einspannen, dass die Fläche plan aufliegt, sondern man muss ihn so einspannen, dass der kleine Überhang aus dem Backen herausschaut, wie am Foto. Dann springt beim Festziehen auch nicht das Schwert heraus.

Im Gegensatz zum Kunststofffräsen ist es besser, wenn man zwei- oder dreimal in der Tiefe zustellt, da sich dann die Kopiermaschine antriebsmäßig nicht so plagen muss.
Leider hatte ich beim ersten Fräsvorgang noch immer eine zu große Differenz zwischen dem Durchmesser des Taststiftes und dem des Fräsers, da der gefräste Schlüssel wieder Mal nicht aufsperrte.
Beim Nachmessen mit dem Messschieber ergab sich eine Differenz von 0,4mm in der Fräsbreite. Anscheinend haben die Stifte und Fräser nicht immer den exakten Durchmesser bzw. sind auch nicht gleich mit den auf Amazon angebotenen Ersatzteilen, so dass immer die richtige Paarung durch Nachmessen gefunden werden muss - was wiederum einen digitalen Messschieber erfordert.

Mittlerweile ist es nun auch geschafft und der erste Metallschlüssel wurde erfolgreich gefräst. Es liegt ganz viel an der Vorarbeit, wie das Einspannen und das Ausrichten des Fräsers. Auch darf das Ganze nicht auf einmal gefräst werden, denn dies überfordert die Maschine ziemlich. Die Frässpuren im nachgemachten Schlüssel (Bild oben, links) sehen auf dem Foto schlimmer aus als in Natura. Natürlich gehört der Schlüssel noch etwas nachgefeilt und nachgeschliffen, bevor man ihn verwendet.


Die entsprechenden YouTube-Videos, wie z.B. von Zero To 60, sahen zumindest vielversprechend und kinderleicht aus, wobei die Qualität der Verdrahtung auch in Amazon-Rezensionen bemängelt wurde und anscheinend die Schutzleitung auch fehlte (hatte ich bei der Anlieferung gleich kontrolliert und war bei mir fast genauso), was natürlich ein erhebliches Manko ist - ich konnte dadurch den Preis um 12,- EUR noch drücken.


Das Fräsen der Schlüssel gestaltet sich etwas problematischer als das Kopieren der ID48 Transponder, aber Übung macht den Meister und die Modifikationen an der Maschine waren auch ein Qualitätssprung. Zumindest kam mir das Ganze billiger, als wenn ich zwei Schlüsseln in der Audi-Vertragswerkstätte hätte machen lassen - und gebraucht verkaufen kann ich das System vermutlich ja immer noch.
Durch die selbst gedruckte Riemenscheibe stieg die Schnittgeschwindigkeit und die Verarbeitungsqualität. Ich weiß nicht bei den Chinesen, ob die irgendwas nachrechnen oder nur drauf losbasteln.

Meine Arbeitsschritte beim Fräsen:
  • Maschine zuerst vom Stromnetz trennen (Stecker aus der Steckdose ziehen)
  • richtigen Durchmesser des Taststiftes wählen
  • Durchmesser des Fräsers muss dem Durchmesser des Taststiftes entsprechen - mittels Messschieber kontrollieren
  • Vorschub etwas nach unten bewegen und fixieren
  • Taststift und Fräser einsetzen, aber noch nicht fixieren
  • Schlüssel und Rohling mit Anschlagwinkel einspannen
  • mit einer Lehre kontrollieren, ob die beiden Schlüsseln plan ausgerichtet sind
  • Taster und Fräser auf die höchste Fläche des Schlüssel bzw. des Rohlings ausrichten und anziehen
  • Prüfen, ob der Taster bzw. Fräser irgendwo schleift, wenn man sich darüber hinweg bewegt (Indiz für schief aufgespannten Schlüssel)
  • Vorschub wieder in Ausgangsstellung bringen
  • Vorschub ein wenig nach unten stellen, so dass gewährleistet ist, dass die Bahn abgetastet wird
  • Vorschub auf dieser Position fixieren (fest anziehen)
  • Schlitten so verschieben, dass nun der Rohling mit Anschlag eingespannt werden kann
  • Maschine wieder an das Stromnetz anschließen (Stecker in die Steckdose einstecken)
  • Maschine einschalten
  • Schlitten so bewegen, dass der Taststift an der Schlüsselbahn anliegt und dann die gesamte Kontur abfahren (aufpassen, dass die Kontur sauber abgefahren wird)
  • Maschine wieder ausschalten
  • Vorschub wieder etwas tiefer stellen und Fräsvorgang wieder durchführen
  • vorherigen Punkt so lange wiederholen, bis der tiefste Punkt in der Bahn erreicht ist.
  • Rohling und Master aus Aufspannung entnehmen
  • Rohling und Master umdrehen
  • Rohling und Master mit Anschlagwinkel wieder einspannen (Winkel muss, wie beim ersten Mal, anliegen - kippt entweder leicht nach vorne oder hinten)
  • Fräsvorgang wie vorher beschrieben durchführen
  • Schlüssel mit Feile und Schleifpapier nachbearbeiten

Die letzten beiden Rohlinge zu Fräsen war dann keine Kunst mehr, wenn man einmal die Arbeitsschritte im kleinen Finger hat - Übung macht den Meister.
Natürlich muss der Schlüssel noch an die Zentralverriegelung angelernt werden, aber dies ist schon ein alter Hut und wurde hier im Blog schon einmal ausführlich beschrieben.


Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.




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