Schlüsselkopiermaschine DEFU 368A Clone

Nachdem ich mit dem Xhorse VDDI Mini Key Tool den Transponder erfolgreich kopieren konnte, stellte sich die Frage "Machen lassen oder selbst ist der Mann".

Die Schlüsseldienste in meiner Umgebung wollen pro Schlüssel 35,- EUR für die Kopie und bei fünf Stück (3 x Klappschlüssel, 1 x Notschlüssel, 1 x Werkstattschlüssel) sind das schnell mal 175,- EUR.

Auf der Suche nach einer Alternative stieß ich dabei auf die Schlüsselkopiermaschine DEFU 368A, wobei es da anscheinend auch Kopien gibt und die Preisspanne von günstigen 80,- EUR bis zu unverschämten 700,- EUR reicht. Die Maschinen unterscheiden sich meist in der Farbe der Schublade. Einige der Schubladen sind schwarz, wie die Originale, und einige orange. Auch gibt es Unterschiede beim Warnhinweis auf die Schutzbrille und dem Schild mit den abgebildeten Schlüsseltypen.

Da Aliexpress nach Österreich, wegen der dämlichen Verpackungsverordnung, nicht mehr liefert musste ich mir eine günstige Bezugsquelle suchen. Für mich standen dann entweder eBay oder Amazon um rund 140,- EUR zur Auswahl, wobei ich mich dann für letzteres entschied. Persönlich habe ich mit den Jahren eine gewisse Abneigung zu eBay entwickelt.




Die von CDZHLTG gekaufte Schlüsselkopiermaschine verdient auf den ersten, aber auch auf den zweiten Blick nur einen Stern, da die beiden Wippschalter in der Maschine überhaupt nicht halten und auch die Verdrahtung nicht besonders vertrauenserweckend wirkt. Aus Kostengründen hat man für Phase und Neutralleiter in der Maschine nur rote Drähte und für den Schutzleiter blaue verwendet. Auch die Schrumpfschläuche sowie der Schutzleiter halten auch nicht.

Das CE-Zeichen an der Maschine entspricht nicht der Norm und es liegt somit auch keine CE-Zulassung vor. Das Zeichen erinnert mich eher an die Bezeichnung "China Export".


Also muss zuerst einmal die Maschine elektrisch fit gemacht werden, bevor sie an das Netz gehen darf. Dabei baue ich auch eine 1,5A Sicherung ein. Im Grunde ist die Maschine lebensgefährlich verdrahtet und dürfte eigentlich so nicht verkauft werden. Ich habe nun die komplette Verkabelung ersetzt und auch eine 1,5A Sicherung eingebaut. Angesprochen auf das Problem der Verkabelung und den Mehraufwand, hat mir der Verkäufer 10,- EUR gutgeschrieben, aber gleichzeitig wollte er eine positive Rezension - aber nicht mit mir, was es wiegt, dass hat es.


Besonders ärgerlich ist aber, dass die Schlüssel, sowohl Master als auch Rohling, nicht in den Spannbacken halten und herausspringen, wenn man sie nicht korrekt einlegt und etwas fester anzieht, und somit war die Maschine anfänglich unbrauchbar. Ich dachte zuerst, dass die Backen noch nachgearbeitet werden bzw. Schutzbacken mit dem 3D-Drucker gedruckt werden müssen (zumindest war es einen Versuch wert den 3D-Drucker zu starten und bei den Kunststoffrohlingen hat es auch funktioniert).
Interessant war aber, dass bei meiner Maschine der zweite Knebel zum Festschrauben durch eine Mutter ersetzt wurde, wie man dies auch in manchen YouTube-Videos sieht. 

Die Lösung mit den Kunststoffschutzbacken macht nun einen praktikablen Eindruck, sie hat sich aber auf Dauer nicht bewährt. Auf den ersten Blick schienen die Schlüssel fest zu sitzen, dass es eigentlich funktionieren sollte. Das 3D-Modell des Schutzbackens kann man hier herunterladen.


Die Kunststoffbacken funktionieren insoweit, wenn der Rohling aus Kunststoff oder einem weicheren Stahl ist. Jedoch war bei den Kunststoffschlüsseln die Ausbeute sehr gering. Von sechs gefrästen Schlüsseln sperrte nur einer den Audi TT8N3, wobei es aber auch meiner Dummheit geschuldet war, da ich nicht darauf geachtet habe, dass der Fräserdurchmesser dem Durchmesser des Taststiftes entspricht und somit die Kontur nicht stimmte - Dummheit gehört bestraft.

Bezüglich den Backen ist bei einem jetzt die Spannhülse abgeschert und man kann ihn nicht mehr anziehen. Das heißt für mich nun aufbohren und einen anderen Stift einsetzen oder eine andere Lösung - ich denke da überhaupt an einen Schrauben - finden. Im Grunde reiht sich der Umstand in das qualitative Gesamtbild gut ein - einfach billiger China-Schrott.

Momentan sieht es auch so aus, dass es anscheinend verschiedene Härten von Stahl bei den Rohlingen gibt, mit dem die Fräse zurecht kommt oder nicht, wobei dies eher ein subjektives Empfinden ist, da die Härteprüfung in der Schule nur einen geringen Unterschied ergab (159HV zu 161HV).
Meines Erachtens ist aber auch die Drehzahl und somit die Schnittgeschwindigkeit zu gering, abgesehen von der minderen Qualität der Fräser.
Daher habe ich mit dem 3D-Drucker zwei neue Riemenscheiben für den Antrieb ausgedruckt und kann somit die Übersetzung verändern (oben Originalscheibe aus Aluminium, unten Ersatzscheibe aus Kunststoff).


Die Leerlaufdrehzahl des Motors beträgt, wie beim originalen Motor, 9000/min und die Übersetzung anhand der Standardscheiben ungefähr i=3,5. Somit hat die Spindel eine serienmäßige Drehzahl von 2570/min. Bei einem gemessenen Fräserdurchmesser von 2,1mm ergäbe sich eine Schnittgeschwindigkeit von 17m/min, was aus meiner Sicht etwas zu wenig ist. Bei HSS-Schneidstoffen liegt sie laut Datenblatt nämlich zwischen 40 und 60m/min.
Durch die neuen Riemenscheiben ergeben sich somit einmal eine Übersetzung von i=1,85 (16mm Riemenscheibe) und dies führt zu einer Spindeldrehzahl von 4790/min und einer Schnittgeschwindigkeit von 31,6m/min. Wenn die Drehzahl sich doch als zu hoch herausstellt, dann habe ich noch eine Scheibe mit einer Übersetzung von i=2,4 (12mm Riemenscheibe). Dies wären dann 3750/min an der Spindel und eine Vorschubgeschwindigkeit von 24,7m/min - natürlich werden die berechneten Schnittgeschwindigkeiten und Drehzahlen niedriger ausfallen, wenn beim Fräsvorgang die Schnittkräfte zum Tragen kommen.

Mit der 12mm Riemenscheibe konnte ich dann problemlos und ohne Ausschuss Schlüsseln aus Metall in mehreren Schritten fräsen. Die größere Riemenscheibe brachte einen deutlichen Qualitätssprung. Warum nicht von vornherein größere Scheiben verbaut werden ist für mich fragwürdig.

Bezüglich der Daten stimmt die Beschreibung auf Amazon auch nicht mit der Maschine überein, da auf Amazon eine Eingangsleistung von 120W angegeben wird und der Motor in der Maschine laut Typenschild 180W (wie beim Original) hat - was sicherlich kein Fehler ist, mehr ist immer gut und über ein paar PS mehr beim Auto regt sich auch keiner auf. Auf Aliexpress gibt es Ersatzmotoren mit 200W und einer Drehzahl von 12000/min. Auch war der Riemen bei mir nicht richtig gespannt, was aber kein Problem darstellt, da man diesen leicht spannen kann. 

Im Weiteren wurden die Wälzlager etwas entspannt, so dass der Schlitten besser gleitet und leichter zu Bewegen ist. In Summe haben sich die Chinesen beim Zusammenbauen "nicht viel geschissen" - kein Made in Germany.

Bei mir kommt der Verdacht auf, dass die Maschine ein Rückläufer ist - wenn die Maschine nicht funktionieren würde  ginge sie umgehend retour. Da sie aber funktioniert werde ich mal den Verkäufer auf den Zahn fühlen und etwas Geld zurück verlangen.

Wie das Fräsen mit der Maschine funktioniert zeigt das YouTube-Video von djbmw1


Meine Verbesserungen an der Maschine:

  • Austausch der kompletten Verkabelung und Stecker sowie Einbau einer 1,5A Sicherung
  • Änderung der Drehzahl durch neue Riemenscheibe (Übersetzung i=1,85 bzw. i=2,4)
  • Modifikation der Backen bzw. der Gewindestange (Sechskantschraube statt eingepresster und mit Spannhülse versehener Stift)


Mein Fazit - nicht hot, aber auch nicht total Schrott, da sich der eine oder andere Schlüssel nachmachen ließ. Nur die Qualität der Maschine ist mehr als grottenschlecht. Mittlerweile fiel auch der Hebel für den Vorschub heraus, nachdem die Gewindebolzen bei den Schraubbacken abgerissen sind - aber wenn man etwas handwerklich begabt ist, dann biegt man dies wieder zurecht.

Ich bin auch noch draufgekommen, wie man die HA66 Schlüsseln korrekt einlegt, damit man sie auch richtig fest einspannen kann. Nach sechs Schlüsseln habe ich nun auch die Maschine verkauft, da ich keinen weitere Verwendung mehr dafür habe.



Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.




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