Oszilloskop FNIRSI 1013D/1014D

Erfahrungsberichte zu den 2-Kanal-Digitaloszilloskopen FNIRSI 1013D und 1014D

Nachdem ich das Fluke 97/Auto von der Schule geerbt habe und mich mit diesem ein wenig beschäftigt habe, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich eher der männliche Touch-Typ bin, obwohl ich aber auch auf den einen oder anderen Knopf stehe.

Mein ursächliches Problem mit dem Fluke 97/Auto war, dass ich den im YouTube-Video gezeigten Versuch, zum Messen der sekundären Zündspannung, vom Michael aus dem Schrauberclub nicht nachstellen konnte.
Die Einstellungen des Fluke gepaart mit dem alten Display forderten mich ziemlich heraus. Schlussendlich gibt der Klügere nach und nachdem ich schon länger mit einem färbigen Digitaloszilloskop geliebäugelt habe, habe ich vor Kurzem auf Tomtop zugeschlagen und mir das FNIRSI 1013D um rund 110,- EUR bzw. etwas später das Fnirsi 1014D um rund 125,- EUR zugelegt, da die Rezensionen nicht nur negativ waren - wobei es gibt schon einige Kritikpunkte.
Natürlich kann man bei den Geräten nicht erwarten, dass sie mit einem 2-Kanal-Digitaloszilloskop um 1.000,- EUR konkurrieren können und wer mehr will muss mindesten 100,- EUR drauflegen.


Die wesentliche Einschränkung ist dabei die geringe Auflösung ab 50mV/div beim 1013D und beim 1014D. Im Weiteren ist die FFT-Funktion auch nur eine Darstellung des Spektrums (Frequenzen) ohne irgendwelche Messmöglichkeiten.
Auch das Bedienkonzept des 1013D ist eingangs nicht unbedingt intuitiv, da man die Triggerzeit nur durch das Antippen der rechten und linken Bildschirmseite verstellen kann. Das Gleiche gilt auch für die horizontale und vertikale Verschiebung der Kurven, die über den Touchscreen erfolgt, in dem man die Kurven mit dem Finger entsprechend bewegt. Hat man sich aber einmal daran gewöhnt, dann ist dies aber gar nicht so schlecht.

Das Modell 1014D ähnelt mehr einem klassischen Oszilloskop und besitzt auch einen integrierten Funktionsgenerator. Das besondere ist, dass es über ein USB-Ladegerät betrieben wird. In Kombination mit einer Powerbank lässt es sich dann auch mobil und potentialfrei, wie das 1013D, betreiben. In diesem Punkt scheint es alternativlos zu sein.

Bezüglich dem Vermessen des Signals mit den vertikalen und horizontalen Cursor ist anzumerken, dass dies beim 1013D, durch das Verschieben am Touchscreen, wesentlich genauer geschieht als beim 1014D, da bei diesem durch den Drehregler die Cursorverschiebung deutlich gröber ist, wenn auf "fast" eingestellt wurde - ansonsten sind beide Modelle, was den Oszilloskopteil betrifft, annähernd ident.

Der Vorteil der Geräte sind, dass man die Wellenformen als wav-Datei speichern und später am Gerät analysieren kann, wobei ich aber auch mit einer gespeicherten Kurve Probleme hatte, da die Cursor nicht angezeigt wurden. Die Abspeicherung als Bild (bmp) dient dabei rein der Dokumentation und diese kann man sich dann über USB auf den Laptop laden. Im Weiteren können die beiden Geräte über USB leider nicht gesteuert werden, wie dies z.B. das rund 100,- EUR teurere Hantek DSO2C15 kann (dafür ist dies größer und benötigt ein Netzkabel).

Ich habe das Oszilloskop 1013D an unserem alten analogen Funktionsgenerator in der Schule getestet, wobei dieser nur bis 24Vpp und 500Hz reicht. Die niederfrequenten Kurven in diesem Bereich wurden von dem Oszilloskop aus meiner Sicht sehr sauber dargestellt
Das Oszilloskop kann neben der FFT-Darstellung auch Lissajous'che Figuren darstellen, die nach Kombination von Signalen die eine oder andere interessante Figur ergibt. FNIRSI hat sich dabei anscheinend ein Farbkonzept ausgedacht, da die FFT-Darstellung und die Lissajous'chen Figuren in violett dargestellt werden.
Darüber hinaus kann man sich wahlweise die verschiedensten Messwerte, wie Vmax, Vrms, Duty, Frequenz usw. einblenden lassen, wobei die Messungen bei mir nicht immer funktioniert haben bzw. eine Änderung der Frequenz nur sehr verzögert angezeigt wurde. Ob dies generell so ist oder nur ein spezifisches Problem meines Gerätes weiß ich nicht. 
Für den Preis von 120,- EUR darf man aber nicht besonders viel meckern, außer man ist der Herr Uwe Beis. Eigentlich musste man sich beim Kauf bewusst sein, dass man sich auf einige bzw. viele Einschränkungen einlässt und sollte vorher auch die Eckdaten lesen, bevor man was kauft. Und wer im Glashaus sitzt sollte auch nicht mit Steinen werfen, denn Beis Homepage ist mehr als "Frontpage Retro-Style" und deutlich auch nicht mehr zeitgemäß - und meckern ist anscheinend eine deutsche Tugend.

Interessant ist, dass es anscheinend noch zwei Ausführungen des Modells 1013D zu kaufen gibt. Einmal mit herausstehenden (alte Version) und einmal mit versenkten BNC-Steckern (neue Version) - welche Firmware aber auf beiden Geräten läuft wird leider nicht verraten.
Die alte Version hat den Vorteil, dass man die Messkabel besser anstecken kann, da es bei der neuen Version beim Kanal A schon ziemlich eng zugeht. Nachteilig ist, dass die Stecker vorstehen und man vielleicht diese irgendwie beschädigen könnte. Die neuere Version sollte man am weißen Gehäuserahmen erkennen, wobei eher die Position der BNC-Stecker Gewissheit schaffen.

Aufpassen muss man bei beiden Geräten, dass man nicht aus Versehen Dateien über USB löscht, denn dann könnte das Problem auftreten, dass zukünftig keine neue BMP-Dateien auf der SD-Karte des Oszilloskop angezeigt werden. Dann hilft nur mehr das vollständige Formatieren (nicht Schnellformatierung). Was mir noch auffiel war, dass das 1013D auch die WAV-Dateien auf der Karte gespeichert hat, aber das 1014D nicht.

Die technischen Eckdaten des FNIRSI 1013D/1014D sind:
  • 2 Kanal, 100MHz Bandbreite, 1GS/s, Genauigkeit +/-5% (vermutlich reale 20MHz Bandbreite)
  • Eingangsempfindlichkeit 50mV/div, maximale Eingangsspannung 40V
  • 7" Screen (800px * 480px), 1013D mit Touchfunktion
  • Messung von 12 verschiedenen Größen (Frequenz, Vpp, Vrms ...)
  • FFT-Darstellung (ohne Messfunktion, nur Spektrallinien)
  • Darstellung von Lissajous'che Figuren
  • 1 GB Speicher für 1000 Bilder (BMP-Format) und 1000 Wellenformen (wav)
  • Akkubetrieb (bis zu 4h beim 1013D mit internen Akku, beim 1014D mittels Powerbank)
  • potentialfreie Messung möglich
  • integrierter Funktionsgenerator beim 1014D (2,5 Vpp im Bereich 1 Hz bis 2 MHz)
  • ca. 600g Masse (Gewicht wären dann 5,89 N) beim 1013D
  • ca. 1500g beim 1014D (ohne zusätzliche Powerbank)
  • Firmware V3.0 beim 1014D, Firmware beim 1013D unbekannt
  • USB-Schnittstelle für Zugriff auf BMP-Dateien (keine Fernsteuerung)
Bezüglich USB-Netzteil für das 1014D muss man ebenfalls aufpassen, denn jedes ist anscheinend nicht tauglich. In einem YouTube-Video sah ich, wie ein Netzteil Artefakte bei der Messung erzeugte. Bei mir ist das Oszilloskop mit einem Huawei-Netzteil (1A) beim "Auto-Setting" abgestürzt. Mit dem iPad-Netzteil (10W) hat es hingegen klaglos funktioniert.

Pluspunkte:
  • sehr günstig
  • einfache Handhabung
  • potentialfreie Messung mit Powerbank
  • Abspeicherung von Kurven als Bild (bmp) oder Messkurve (wav)
  • Signalgenerator mit feiner Einstellung der Frequenz und stabilem Signal
  • großes, farbiges Display
Minuspunkte:
  • geringe Auflösung, erst ab 50mV/div
  • keine mathematischen Funktionen (Addition, Subtraktion)
  • FFT-Funktion eigentlich unnütz
  • Probleme beim Speichern, wenn BMP-Dateien mittels PC gelöscht wurden
  • Signalgenerator nur 2,5Vpeak
Das 1013D wurde auf willhaben.at zum Verkauf  angeboten, da zwei solche Oszilloskope too much sind und es mich beim Messen ab und zu auch nervt - bei Einstellungen über 50ms/div werden beim 1013D nämlich keine Messwerte mehr im unteren Bereich angezeigt, jedoch beim 1014D an der Seite schon. Dafür verschwindet bei beiden ab 50ms/div die Triggermarke und man muss blind einstellen. Was ich jedoch auch ein wenig vermisse, sind die mathematischen Funktionen, wie Addition oder Subtraktion.
Wobei das Bedienen des 1013D während der Fahrt schon seinen Reiz hatte, da man ganz leicht die Save-Taste am Screen drücken konnte.

Die folgenden YouTube-Videos von J.D. Bob und TwechCorner TV sind Reviews der beiden Geräte von Fnirsi:


Mittlerweile habe ich auch ein Hantek DSO2D15 in meinem Messgeräte Fundus, das zu einem Preis von 225,- EUR deutlich mehr kann, aber auch einige Schwächen gegenüber den FNIRSI 1014D hat.
Der Signalgenerator vom Hantek liefert kein so sauberes und stabiles Signal wie das FNIRSI und die etwas größeren Speichertasten am FNIRSI sind bei manchen Aufgabe, wenn man einen schnellen Screenshot braucht, auch vom Vorteil - und dass das FNIRSI diese zuerst im eigenen Speicher ablegt.
Ich bin immer noch der Meinung, dass das Gerät für einfache Messaufgaben sein Geld wert ist.

Nachtrag 09/2023:
Mittlerweile wurde nun auch das FNIRSI 1014D wieder verkauft und als Ersatz ein Owon VDS1022I für den Laptop bestellt, da ich auch Records während der Fahrt machen möchte. Sobald dies in meinem Händen ist werde ich auch berichten.


Mein Fazit - kein Flop, aber auch nicht wahnsinnig hot, aber für den Preis vollkommen ok und für die Messaufgaben am Audi TT8N vermutlich auch ausreichend. Und der Betrieb mittels einfacher Powerbank für eine potentialfreie Messung ist einfach top. Als Einsteiger-Oszi ein Gedanke wert und wer mehr möchte muss aber auch mehr ausgeben.



Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.



 Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.