Motoröl GV52195

Und täglich grüßt das Murmeltier oder alljährlich stellt sich beim Ölwechsel die Frage nach dem richtigen Gesöff. Es ist schon ein alter Spruch, aber er hat immer noch seine Gültigkeit.

"Wer gut schmiert, der gut fährt".

Und genauso verhält es sich bei der Motorschmierung und der Wahl der geeigneten Ölsorte.

Die Suche nach dem richtigen Motoröl beim Audi TT8N gestaltet sich genauso schwierig, wie die Suche nach dem heiligen Gral, denn die Betriebsanleitung sagt auf Seite 120 und 121 eigentlich gar nichts aus, sondern sie beschreibt nur die verschiedenen Ölsorten bzw. Normen (wie VW500.00, VW501.01, VW502.00, VW503.00, VW503.01, VW504.00 und VW505.00). Was gehört nun in den TT8N?


Und was weiß mein Freund erWin dazu, den ich sonst immer bemühe? Eigentlich auch nichts, denn im Dokument "Instandhaltung genau genommen Audi TT 1999" (A0457015100-Instandhaltung_genau_genommen.pdf) schreibt er auf Seite 32, dass ich seine Freundin ELSA bemühen sollte. O-Ton:

"Bitte beachten Sie die angegebenen Motorölfüllmengen und Öl-Normen der ELSA Wartungstabelle!"

Mir persönlich stellt es meine (noch spärlichen) Haare auf, wenn ich in den diversen Foren immer wieder die Fragen lesen muss, "was nehmt ihr für Ölsorte", "kann ich die Sorte verwenden?" und so weiter - Blah Blah Blah. Die Diskussionen um das richtige Öl artet schon in einem Glaubenskrieg aus - jeder glaubt zu wissen was gut ist.

Generell ist aber auch anzumerken, dass man die Verwendung des TT8N mit einbeziehen muss. Die Öl-Norm stützt sich eigentlich auf die "Alltagsnutzung". Wer seinen Motor aber ständig in den Grenzbereich bringt - Autobahn-Fahrer mit permanenten Bleifuß auf hunderten von Kilometern und dem unbändigen Drang zur Höchstgeschwindigkeit - oder wer seinen Motor getunt hat, wird dann andere Anforderungen an das Motoröl stellen müssen als der Hersteller eigentlich vorgibt.

Warum kippt man aber in sein Auto SAE 0W40, wenn der Hersteller SAE 5W30 empfiehlt? Und weshalb fragt man solche Dinge, anstatt dass man seiner Werkstätte vertraut welche Ölsorte für den Audi TT8N freigegeben ist. Notfalls könnte ich mir ja noch SAE 0W30 vorstellen, aber auch nur, wenn dies der VW Norm 504.00 entspricht.

Natürlich tragen die vielen VW Normen auch zur Verwirrung bei. Die Norm VW502.00 wird von der Norm 503.00 übertroffen, aber die Normen VW503.00 und VW 503.01 wurden durch die Norm VW504.00 ersetzt. Also ist die Norm VW504.00 die eigentlich relevante für den TT8N.

Ansonsten kann man ja auf Tools der Ölhersteller, wie beispielsweise Castrol zurückgreifen, damit man die richtige Sorte findet  - dort kommt man aber auch zur Norm VW504.00 bzw. 5W30 als Ergebnis.
Manche User in den diversen Foren lesen leider nur die Überschrift oder das Ergebnis, klicken aber nicht das jeweilige Produkt selber an, und posten dann irgendwelche Ölsorten.

So listet z. B. der Motoröl-Finder von Motul für den 1.8er bis 2000 zwar auch ein 5W40 auf, aber klickt man das Produkt selber an, dann sieht man, dass die Freigaben für VW502.00, VW505.00 und VW505.01 sind, aber nicht für VW504.00 - wer Klicken und Lesen kann hat mehr vom Leben.


Anscheinend gibt es auch einige Mythen im Netz, denn so mancher glaubt auch, dass ein 5W30 kein vollsynthetisches Öl ist bzw. sein kann.
Der Grund, warum das Wartungsintervall ab 2000 auf zwei Jahre bzw. 30.000km ausgedehnt wurde, beschreibt Audi im Selbststudienprogamm 224 "Wartungsintervall Verlängerungen". Dort steht nämlich

"Hiermit wird dem Kundenwunsch nach Reduzierung des Wartungsaufwandes sowie der Wettbewerbssituation Rechnung getragen."

Und ganz schwindelig wird mir, wenn ich in Foren lesen muss, dass man eine andere Ölsorte bzw. Viskositätsklasse, wie vorgesehen verwendet, nur weil man sich paar Euros erspart - Leute kauft euch dann nicht einen Audi TT8N, sondern einen Dacia wenn ihr euch den Unterhalt nicht leisten könnt!
Das kommt mir fast schon vor, wie einen dicken Mercedes oder BMW fahren und dann mit 20 Leuten in einer Zweizimmerwohnung hausen.


Was bedeutet nun einfach gesagt die Bezeichnung SAE 5W30 für das beim Audi TT8N (AJQ) zugelassene Motoröl (VW 504.00)?

  • SAE ist die Abkürzung für Society of Automotive Engineers
  • 5 ist die Niedrigtemperatur-Viskosität (Grenzpumptemperatur), bei der das Öl noch pumpbar ist (5 bedeutet -35 °C, also für unsere Breitengrade eigentlich ausreichend und 0 wäre -40°C). Motoröle mit der Kennung 0W bzw. 5W werden auch als Leichtlauföle bezeichnet.
  • der Buchstabe W kommt von der früheren Unterscheidung zwischen Sommer- und Winteröl (W steht somit für Winter)
  • 30 ist die kinematische Viskosität und kennzeichnet das Fließverhalten bei 100°C (9,3mm2/s bis 12,5mm2/s bzw. 9,3 cSt bis 12,5 cSt - Castrol gibt bei seinem EDGE 5W-30 LL ein Fließverhalten von 11,6mm2/s an).
    Je kleiner die Zahl ist, desto dünnflüssiger ist das Motorenöl bei 100°C. Dies bedeutet, dass ein 5W30  in einer Sekunde eine größere Ausdehnung auf einer Fläche erreicht, als ein 0W40 (12,5mm2/s bis 16,3mm2/s). Zugleich gilt aber: je langsamer sich das Motoröl verteilt, desto tragfähiger ist sein Schmierfilm, was für ein 5W40 sprechen würde - wäre da nicht der Transport zu anderen Schmierstellen (siehe unten).

Für mich persönlich ist die kinematische Viskosität daher auch ein wichtiges Kriterium, denn es muss ja nicht nur der Motor geschmiert werden, sondern z. B. auch der Turbolader. Wenn nun ein Öl bei höherer Temperatur eine geringere Fließfähigkeit hat (z. B. 0W40), d. h. dickflüssiger ist, kann es meines Erachtens bei kleinen Ölbohrungen, wie beim Turbolader, zu Problemen kommen, weil Öl hat ja nicht nur die Aufgabe der Schmierung, sondern auch die der Reinigung.

Und was noch dazu kommt ist, dass bei einer großen Spreizung, wie z. B. 5W50, das Motoröl aufgrund der Additive schneller altert, deswegen wird das 5W30 oftmals auch als "Longlife" bezeichnet, wobei man eher ein 5W50 als "Shortlife" bezeichnen müsste - hängt aber auch vom Standpunkt des Betrachters ab.

In einem After-Market-Dokument von Mahle (Turbolader: Schadensbilder, Ursachen und Vermeidung - Technische Information) ist als mögliche Schadensursache beispielsweise die Ölsorte angeführt, siehe Seite 7). Zitat:

"Ist die Viskosität des Öls zu hoch, verzögert sich der Transport des Öls zu den Lagerstellen, wodurch die rechtzeitige Ölversorgung des Turboladers nicht gewährleistet ist." 

Generell muss man aber auch sagen, dass Öle, wie ein 5W40 oder 5W50, ihre Berechtigungen haben, nämlich dann, wenn der Motor entsprechend belastet wird (hohe Drehzahlen, hohe Temperaturen etc.).
Im Grunde sollte, wenn man von der Ölsorte abweicht, das Öl auf das entsprechende Fahrprofil abstimmen und auch mit der Fachwerkstätte abklären.

In einem YouTube-Beitrag von Simon Motorsport hat ein "Experte" (obwohl einiges auch falsch war in seinen Aussagen) folgenden Satz - der mir persönlich besonders gut gefällt und die Diskussion eigentlich auf den Punkt bringt - gesagt:

"Das beste Öl ist das, was dem Entwicklungsstand des Motors entspricht". 

Im Weiteren wird es mir schlecht, wenn selbst berufene Experten in Foren, wie tt-owners-club.net, Blödsinn von sich geben und behaupten, dass Öl quasi eine unbegrenzte Lagerfähigkeit hat (Zitat "Öl hat kein Mindesthaltbarkeitsdatum und "verfällt" beim Lagerung um Verschlossenen Behältern normalerweise nicht") - mein Gott, seine Rechtschreibung ist genauso fragwürdig, wie seine Aussagen.

Die Lagerfähigkeit in gut geschlossenen Gebinden beträgt bis zu 5 Jahre, da auch Motoröle altern. Wenn das Gebinde geöffnet wurde, kann die Lagerfähigkeit sogar auf 1 Jahr sinken, weil mit der Außenluft auch Luftfeuchtigkeit eintritt (siehe dazu ADAC).

Im Folgenden eine kleine YouTube-Reihe (von VOLLLAST - Alles rund ums Automobil) bezüglich der Ölsorten und Klassifizierung:


Ölstand richtig messen:
Wie man den Ölstand laut Audi richtig misst, steht im Dokument "Instandhaltung genau genommen" (A0457015100-Instandhaltung_genau_genommen.pdf, Seite 33). Die einzelne Schritte sind dabei:

  • Motor warmfahren, die Motoröltemperatur muss mindestens 60 °C betragen
  • Fahrzeug in waagerechter Stellung parken
  • Motor abstellen und ein paar Minuten warten, damit das Öl in die Ölwanne zurückfließt
  • Öl-Messstab herausziehen und mit einem sauberen, nicht fuselnden Tuch abwischen
  • Öl-Messstab wieder bis zum Anschlag hineinschieben
  • Öl-Messstab anschließend wieder herausziehen und Ölstand ablesen

Interpretation des Ölstandes:

  • über der oberen Markierung: es darf nicht nachgefüllt werden
  • zwischen der oberen und unteren Markierung: es kann nachgefüllt werden, maximal bis zur oberen Markierung
  • unter der unteren Markierung: es muss nachgefüllt werden und es genügt, wenn danach der Ölstand sich zwischen oberer und unterer Markierung befindet

Anmerkung: das Bild zeigt den Ölmessstab vor dem Abwischen, deswegen auch das Öl über der Markierung.

Was den Ölverbrauch bei meinem TT8N3 betrifft, muss ich sagen, dass ich sehr überrascht bin. Insbesondere da ich die Ölstandsprüfung mehr als nachlässig behandle und ich mich eigentlich dafür schämen müsste.
Aber nach dem der Motor weder blau raucht oder sonst irgendwelche Auffälligkeiten zeigte, hatte ich anscheinend bisher Glück. Auch der kleine Ölfleck, der zeitweise auftauchte, ist nun seit einiger Zeit verschwunden und dürfte aber auch nicht vom Motor kommen.

Und die jetzige Prüfung des Ölstandes zeigte, dass anscheinend der Motor nach rund 6.000km kaum was "gefressen" hat, denn der Ölstand ist laut Peilstab gerade mal unter dem Maximum.

 
 

Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.

 

 

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