WLAN-Rückfahrkamera

In einigen Foren lese ich immer wieder, dass der Wunsch nach einem zeitgemäßen TT8N besteht, mit Navi, Rückfahrkamera, Parksensoren und dem sonstigen Krimskrams, was es auf dem Zubehörmarkt gibt - ich persönlich denke mir, weniger ist mehr (aber nicht beim Essen und beim S ... - ich meinte Schlafen, falls hier wer andere Gedanken hatte).

Bevor ein Shitstorm entsteht - ach da fällt mir ja ein, geht ja nicht, da die Kommentarfunktion gesperrt ist - möchte ich alle TT8N3-Enthusiasten beruhigen. Die Rückfahrkamera war für meinem Seat Leon ST gedacht, den ich ein wenig aufpimpen wollte. Ich kann ja zwar Auto fahren, trotzdem störte es mich, dass der Hyundai i30 meiner Frau (nun nach dem Hagelschaden meiner) vollgepumpt ist mit technischen Spielereien.

Für den einen oder den anderen TT8N-Besitzer könnte ja so ein "unabhängiger" und "voll objektiver" Bericht vielleicht hilfreich sein.
Also habe ich wieder mal die chinesische Exportwirtschaft unterstützt und bei aliexpress eine WLAN-Rückfahrkamera bestellt, aber aus Italien liefern lassen (das beruhigt etwas das schlechte Gewissen).

Und das Ganze - man muss ja zu Weihnachten etwas sparen für die Geschenke der Frau und der Kinder - um wohlfeile 19,20 EUR (dafür auch innerhalb einer Woche geliefert). Mittlerweile gibt es die Kamera auch auf Amazon zuzüglich Versandkosten (da will wer was dazuverdienen).

Aber warum gerade eine Kamera mit WLAN? Na ja, weil der Verkabelungsaufwand sich erheblich reduziert und das Smartphone sowieso als Navi oder Streamingdienst im Auto herhalten muss.


Nun wollen wir uns etwas mit dem Unboxing der Cam beschäftigen. Erstens, die beiliegende englischsprachige Beschreibung ist eher ein schlechter Witz und hilft in keinster Weise beim Einbau.
Zweitens, was mich wunderte war, dass die Kamera sofort beim Anlegen der Spannung funktionierte (Methode 1) - ich ging aber eher davon aus, dass erst eine Spannung am gelben Kabel (Rückwärtsgang) die Kamera aktiviert. Bei mir hatte das gelbe Kabel eigentlich keinen Effekt wenn ich es nachträglich mit 12 V versorgte - also dann gleich mit den 12V verbinden, wie im YouTube-Video oder einfach weglassen. Der ohmsche Widerstand zwischen rotem und gelben Kabel liegt über dem Messbereich von 20MOhm und somit dürfte es schaltungstechnisch keine Verbindung zwischen den beiden Kabeln geben.

Die englischsprachige Anleitung scheint davon auszugehen (Methode 2), dass an der Kamera ein Zigaretten-Anzünder-Stecker mit Schalter vorhanden ist, was aber bei meiner Lieferung nicht zutrifft.


Die weitere Herausforderung beim Test war, dass die vom QR-Code verlinkte App auf chinesisch ist und ich nur mehr Bahnhof verstand. Darüber hinaus kam es auch zu einer Fehlermeldung bei der versuchten Installation.
Aber Gottseidank ist der Google App-Store voll mit solchen Programmen und als erstes lud ich mir natürlich W-Car (letzte Aktualisierung 14.08.2020) herunter. Die anderen Apps, wie K-Car, DNF RFK WiFi oder F-Car machten bei den folgenden Installationsversuchen am Android-Smartphone Probleme und die Anzahl der weiteren nutzbaren Apps ging somit dann Richtung Null.

Am iPad (2018) war es noch schlimmer, denn dort funktionierte nicht einmal mehr W-Car.


Die Einrichtung des WLANs gelang sofort nach Eingabe des WLAN-Passwortes (12345678), nur lästig ist, dass die App auf so ziemlich alles zugreifen möchte.
Die App hätte sogar die Funktion das Bild zu spiegeln, aber nicht für eine Kopfübermontage der Kamera, da die App das Bild trotz Rotationssperre am Smartphone dreht.
Was mir beim Sichten der Aufnahmen aufgefallen ist, ist, dass die Kamera auch Ton aufnimmt - so richtig geeignet zum Neugierig sein, wenn wer hinter dem Fahrzeug steht und tuschelt.

Was mich aber überrascht hat, war die Qualität des Kamerabildes - sozusagen haarscharf, aber mit einem leichten Fischaugen-Effekt (Öffnungswinkel soll angeblich 170° betragen). Die eingeblendeten Grenzen sind dabei aber stark von der Kameraneigung und somit von der Montage am Fahrzeug abhängig. Natürlich sind die Grenzen starr und passen sich logischerweise nicht dem Lenkeinschlag an.
Darüber hinaus ist die Kamera eigentlich permanent eingeschaltet, zieht einen Strom von 90mA bis 110mA bei 12,0V und wird dabei auch deutlich warm (43,9°C).

Was der Kamera auch fehlt ist eine Nachtsichtfunktion - wenn es dunkel ist, dann ist es dunkel.
Da die Kamera auch einige Sekunden weiterläuft, nachdem die Spannung weggeschaltet wurde, gehe ich davon aus, dass ein Akku, ein Gold-Cap oder ein Kondensator als Puffer verbaut ist.


Nachdem der Seat Leon ST leider Geschichte ist und die Kamera keiner auf willhaben.at wollte, sollte sie doch ihre Verwendung finden und zwar ungeplant im Audi TT8N3.

Probeweise habe ich versucht diese zu positionieren und auch geschaut, dass sich ja der Kofferraum schließen lässt. Geplant wäre, dass die Spannungsversorgung an das Rückfahrlicht angeschlossen wird, wobei dann doch eine lange Latenzzeit (ca. 20 Sekunden) entsteht bis das Smartphone mit dem WLAN verbunden ist. Aber spannungsmäßig wäre dies die einfachste Lösung und ich glaube, die Kamera bräuchte man auch nur bei verzwickten Parkpositionen.

Die folgenden Bilder verdeutlichen das Ganze probeweise am Audi TT8N3 und ich finde, dass die Kamera dabei ziemlich unauffällig ist:


Wie die Kamera in einem Auto (Opel Astra) eingebaut wird und funktioniert zeigt das YouTube-Video von Schrauber WHV (wobei die Funktion nur im letzten Teil des Videos gezeigt wird, der Großteil beschäftigt sich mit der Montage bzw. dem Verlegen der Kabel):



Vorteile:

  • drahtlose Übertagung auf das Smartphone - kein weiterer Monitor erforderlich
  • gutes Bild bei entsprechender Helligkeit
  • extrem billig

Nachteile:

  • lässt sich nicht aus- und einschalten (unbekannte Funktion des gelben Kabels)
  • funktioniert bei mir nicht mit iOS 14.2 (iPad 2018)
  • zu kurzes Kabel, wenn man es bis nach vorne verlegen muss
  • stockendes Bild, wenn die Entfernung Kamera zum Smartphone zu groß wird
  • nichtssagende Bedienungsanleitung
  • Bild rotiert um 180° trotz Rotationssperre (eingeschränkte Montagemöglichkeit bzw. man muss den Halter ummontieren)
  • will alle Berechtigungen am Smartphone (kann man nicht einzeln deaktivieren, denn dann kommt Fehlermeldung)

Als Alternative zu dieser Kamera könnte ich mir für den Audi TT8N eine vorstellen, die in der Kennzeichenbeleuchtung integriert ist und das Signal dann über ein separates Modul an das Smartphone sendet.

Mein Fazit - für den Preis (damals um 12,-EUR inkl. Versand, aber ohne nun erforderlichen Zoll, erhältlich) eigentlich top bzw. es war nicht viel verloren.



Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung oder Kaufempfehlung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.


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