Motorölwechsel - DIY ohne Filtertausch

Die obige Überschrift wird einigen gleich sauer aufstoßen und einige werden auch die Hände über den Kopf zusammenschlagen und sich fragen, spinnt er denn nun ganz? Na ja, nicht vollständig, aber ein bisschen schon.
Warum wechselt man nicht gleich den Filter mit, der kostet doch so gut wie gar nichts? Die Frage würde ich natürlich auch stellen.

Im Grunde habe diejenigen schon Recht und ich würde auch nicht über einen Filtertausch lange nachdenken, aber in diesem Fall wurden corona-bedingt nur rund 800km zurückgelegt und somit ist der Filter vermutlich noch gar nicht zugesetzt sondern eher jungfräulich - quasi war es für ihn das Vorspiel. Was aber problematischer ist, ist der Umstand, dass das Fahrzeug wenig bewegt wurde und dies ebenso wenig gut für das Öl ist, da dieses hygroskopisch ist (zieht Wasser an) und sich auch die Additive mit der Zeit zersetzen.

Meine Intention war daher der Frage nach dem  "einfachen" Ölwechsel nachzugehen bzw. wie ein DIY-Ölwechsel mit einer Ölabsaugpumpe funktioniert - und ob er überhaupt funktioniert? Einerseits aus ökologischem Gedanken heraus (Filter sparen), aber auch aus Neugierde und dem Umstand, dass einige günstige Liter Shell Helix 5W30 in der Garage noch lagerten und verbraucht werden mussten. 

Für den Versuch das Öl über das Rohr des Ölmessstabes abzusaugen benutzte ich eine Eufab Ölabsaugpumpe, die ich vor langer Zeit kostenlos von meinem amerikanischen Freund bekommen habe (wollte sie eigentlich zurücksenden, aber er wollte sie nicht und hat mir den Kaufbetrag refundiert - ein wahrer Freund).

Die Rezensionen der Pumpe sind überwiegend gut und nur 8% gaben zwischen einem und zwei Sterne, was ich auch unterstreichen kann.

Laut der Anleitung muss das Motoröl auf eine Temperatur von rund 40 bis 60°C gebracht werden, damit die Viskosität sinkt und es leichter abgepumpt werden kann. Zu hohe Temperaturen hingegen würden vermutlich dem Kunststoffschlauch schaden und wahrscheinlich auch Verzug bei der Pumpe verursachen.

Ob das Motoröl genügend erwärmt wurde merkt man eigentlich am Aufnahmestrom der Pumpe, sofern man diese an einem Netzgerät betreibt. Bei mir waren die 10min. Leerlauf etwas zu gering, da die Pumpe rund 7A aufnahm, was deutlich über den Spezifikationen von 5A lag (die Kühlmitteltemperatur lag bei 70°C laut Kombiinstrument). Ich würde daher empfehlen eine kleine Runde zu drehen, etwas abkühlen zu lassen und dann Absaugen - dann sinkt auch einiges an Motoröl noch nach.
Darüber hinaus hätte dann das Motoröl ungefähr die 60°C, die auch im Reparaturleitfaden A0057005900-4-Zyl__1_8l_5V_Turbo_Motor_(110-140_KW)__Mechanik.pdf bei der Prüfung des Ölstandes, gefordert werden.

Zum Absaugen bzw. als Auffangbehälter habe ich einen ausgedienten Kanister für Scheibenreiniger verwendet und in den Deckel ein Loch gebohrt und dort den Schlauch hineingesteckt. Zusätzlich habe ich in den Kanister noch zwei Bohrungen für die Entlüftung angebracht - natürlich hätte man dies auch in den Deckel bohren können (hätte, hätte, Fahrradkette - nachher ist man immer schlauer).

Am Ende, nach geschätzten 10 bis 15 Minuten, waren 4,15l Motoröl (entspricht 92%) abgesaugt und ebenso viel wurde zirka an 5W30 Shell Helix wieder nachgefüllt.
Laut Unterlagen (siehe Audi TT Service Manual Seite 03-18) soll der 1.8l Motor mit Filter rund 4,5l an Öl haben. Die Pumpe hätte somit den Großteil des Öl eigentlich abgesaugt und vermutlich wäre noch mehr rausgekommen, wenn das Öl etwas wärmer gewesen wäre.

Der fehlende Rest wird später dann genau, mittels Kontrolle durch Messung des Ölstandes (gemäß dem Reparaturleitfaden (A0057005900-4-Zyl__1_8l_5V_Turbo_Motor_(110-140_KW)__Mechanik.pdf), aufgefüllt.

Aber es gibt noch weitere gute Gründe für das Absaugen, nämlich dann, wenn man befürchtet, dass man das Gewinde der Ölablassschraube beschädigt und dann gleich die ganze Ölwanne tauschen muss - man sieht, es gibt auch gute Gründe für diese Methode.

Man(n) muss sich aber auch bewusst sein, dass immer ein kleiner Rest, aufgrund der Form des Wannenbodens, an Altöl drinnen bleibt (siehe auch YouTube-Video vom Schrauba). Auch beim normalen Ablassen, insbesondere wenn der TT8N nur vorne aufgebockt wurde - siehe meinen Versuch mit der alten Ölwanne und Wasser.

Ersatzteile:

  • 5l Motoröl (5W30)

Werkzeug:

  • Absaugpumpe für Motoröl (z.B. eufab)
  • Schraubendreher-Satz (Schlitz- und Kreuzschlitz)
  • Schlauchklemm-Zange (z.B. BGS 473)
  • Kanister für Altöl
  • Trichter

Material:

  • Schlauchklemme
  • Putzpapier

Arbeitsschritte:

  • Motor warmfahren oder warmlauflassen
  • Ölmessstab herausziehen
  • Absaugschlauch vorsichtig in das Rohr einführen, bis man einen leichten Widerstand spürt
  • Abfüllschlauch in Kanister stecken (Achtung, dass der Schlauch nicht herausgleitet)
  • Pumpe an Batterie oder Netzgerät klemmen
  • altes Motoröl abpumpen
  • Ölmessstab wieder einstecken
  • Öleinfülldeckel öffnen
  • neues Öl langsam über einen Trichter einfüllen
  • Öleinfülldeckel wieder schließen
  • Fahrzeug warmfahren und etwas abkühlen lassen (ca. 5min).
  • Ölmenge messen (Fahrzeug darf nicht schief stehen)
  • fehlende Menge an Öl nachleeren und dabei immer wieder den Ölstand messen

Wie das Absaugen mit der Eufab-Pumpe funktioniert zeigt auch das YouTube-Video von "AutoVerrückt":




Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.



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