Scheinwerfer innen nass reinigen

Ich weiß, dieses Thema ist ein sehr kontroversielles und führt zu recht emotionsgeladenen Diskussionen. Die Frage zuerst ist, warum wäre es notwendig die Scheinwerfer eines Audi TT 8N von innen zu reinigen?

Hierzu kann ich keine eindeutige Antwort geben, ich weiß nur soviel, dass sich in meinen Scheinwerfern innen ein Belag abgesetzt hat, der die Durchsichtigkeit des Scheinwerferglases etwas trübt. Dies konnte ich während der Trocknung der Scheinwerfer feststellen, da ich mit dem Aquariumsschlauch leicht an der Innenseite ankam und es zu einem, wie wir auf gut österreichisch sagen, "Foahrer" kam - also eine Spur, aber kein Kratzer.
Dies war für mich ein Indiz, dass sich über die Belüftung am Deckel irgendwelche Ausdünstungen des Motorraumes im Inneren des Scheinwerfers absetzen müssen.

Wie sich der Schleier bei eingeschalteten Licht darstellt zeigt das folgende Bild. Den helleren Fleck und eine spinnennetzähnliche Abbildung (im Bereich des Fernlichtes) habe ich zumindest schon einmal bei einem anderen Halogen-Scheinwerfer gesehen und auch davon in einem Forum gelesen.


Im Forum tt-owners-club.net wurde ich dann fast schon oberlehrerhaft vor meiner Idee gewarnt. Dies liegt aber wahrscheinlich auch an unserer Generation, der immer eingebläut wurde "wer nicht hören will muss fühlen". Und genauso kam der wahrscheinlich gut gemeinte Ratschlag "glaube mir einfach oder bezahl Lehrgeld" rüber - da wurden natürlich wieder düstere Kindheitserlebnisse in mir geweckt.

Was mir aber wichtig war, ist eine Reinigung ohne Ausbau der Scheinwerfer. Die Scheinwerfer beim Audi TT8N auszubauen stellt eine gewisse Herausforderung dar, da die ganze Frontpartie demontiert (Arbeitszeit je nach Ausstattung und Können eine bis zwei Stunden) und dann auch noch der Scheinwerfer zerlegt werden muss.

Ansätze mit Ausspülen von Wasser und Alkohol gibt es ja schon und auch die entsprechenden Videos auf YouTube, aber das Zerlegen des Scheinwerfers erschien mir dann doch zu riskant - und ich glaube meine Frau würde mich zumindest lynchen - wenn nicht sogar vierteilen - , wenn ich meine Scheinwerfer im Backofen "aufbacken" würde und der nächste Schweinsbraten dann nach Scheinwerfer schmeckt.

Auf die "dumme" Idee (wieso eigentlich dumm, ist ja ziemlich genial?) ohne Ausbau kam ich aber eigentlich durch ein YouTube-Video, welches die Innenreinigung der Scheinwerfer an einem Mercedes W212 (Schulungsvideo)  - und dies bei verbauten Schweinwerfern - zeigt. Und mittlerweile wird dies auch bei Xenon-Scheinwerfer des Golf VII angewendet (siehe AutoBild 2020/8 auf Seite 58).


Nachdem ich davon ausgehe, dass Mercedes seine Scheinwerfer genauso pfleglich behandelt wie Audi, habe ich mich auf den Weg nach einer DIY-Lösung gemacht.

Anfänglich ging der Versuch ordentlich nach hinten los. Beim Einführen des kleinen Schwammes blieb der am Reflektor hängen - dieser ist nämlich metallisch und nicht wie vermutet aus Kunststoff
Beim Versuch ihn wieder Herauszuziehen riss dann die Nähseide ab und die Fummelei ihn wieder heraus zu bekommen dauerte dabei mehr als zwei Stunden.
Das Ganze hat sich irgendwie wie Teenie-Sex gestaltet - Probleme beim Einführen, Probleme ihn wieder richtig rauszubekommen. Nichts als Probleme und kein Höhepunkt dabei.

Durch die ganzen Schwierigkeiten entstanden Flecken im Scheinwerfer-Inlay, verursacht durch die Reinigungslösung (75% destilliertes Wasser und 25% Isopropylalkohol IPA) und den Schmutz im Scheinwerferinneren. Dies bedurfte eines weiteren Lösungsansatzes und eines höheren IPA-Anteils.
Mercedes verwendet in seinem Video Teroson 8550.

Ich bastelte mir daraufhin einen Schwamm, den ich an einem steiferen Draht (Einziehdraht 1,5mm Durchmesser) montierte und das Inlay mit reinem IPA reinigte, soweit ich konnte.
Das Ganze war natürlich nicht ganz einfach, weil der Scheinwerfer durch sein Design etwas schwer zugänglich ist - hübsche Frauen sind auch meist schwer zugänglich um in der Analogie der Männerwelt zu bleiben.

Aus den negativen Erfahrungen gereift wurde am Schwamm dann ein Nylonfaden angenäht und der Schwamm über einen Aquariumsschlauch an die Scheibe geführt. Die Reinigung erfolgte dann mit reinem Isopropylalkohol der rückstandsfrei verdunstet.

Die im Forum tt-owners-club.net prognostizierten Kratzer kann ich nicht zu 100% ausschließen, weil Kratzspuren ersichtlich waren - diese könnten aber auch von der Außenaufbereitung herrühren.
Was aber auf jedem Fall verschwunden war, war der Schleier im Inneren. Die Bildergalerie zeigt die einzelnen Schritte und das Ergebnis bei Licht.


Ganz 100%-ig überzeugt bin ich von der Methode trotzdem nicht, aber wer es nachmachen will benötigt folgendes Material bzw. Werkzeug:

  • weiches Mikrofasertuch
  • Schere und Nähseide zum Schneidern des Schwammes
  • Neodym-Magneten (8 mm Durchmesser, 3 mm Stärke)
  • Isopropylalkohol IPA
  • Aquariumschlauch
  • flexibler Krallengreifer, zum Zuführen des Schwammes durch den Schlauch

Die Arbeitsweise wäre:

  • Deckel vom Scheinwerfer hinten abnehmen
  • Fassung des Fernlichtes herausnehmen
  • Schwamm mit IPA feucht machen (nicht unbedingt in IPA ertränken - gibt sonst Tropfen und Fleckenbildung)
  • Nylonfaden des Schwamms durch den Schlauch führen (damit man den Schwamm wieder zurückziehen kann)
  • feuchten Schwamm in den Schlauch stecken
  • flexiblen Krallengreifer von der anderen Seite in den Schlauch bis zum Schwamm einführen
  • Aquariumsschlauch vorsichtig mit dem Schwamm voraus in die Öffnung bis knapp vor die Scheibe schieben
  • äußeres Tuch mit Magnet an die Außenscheibe halten
  • Schwamm mit Krallengreifen vorsichtig an die Innenseite der Scheibe schieben
  • wenn die Magneten sich angezogen haben, Schlauch mit Krallengreifer etwas zurückziehen
  • Krallengreifer aus dem Schlauch ziehen, ohne dass der Schlauch herausgezogen wird
  • vorsichtige Putzbewegungen durchführen (damit man nicht irgendwo hängenbleibt und der Schwamm ins Innere runterfällt)
  • wenn die Reinigung beendet ist, den Schlauch wieder vorsichtig nach vorne schieben
  • Schwamm mit Nylonfaden in den Schlauch zurückziehen
  • Aquariumschlauch wieder vorsichtig herausziehen
  • Scheinwerfer austrocknen lassen
  • Deckel wieder ordentlich schließen

 Warum ich aber schlussendlich doch neue Scheinwerfer eingebaut habe, lag daran, dass der linke Scheinwerfer eine sehr starke Kondenswasserbildung aufwies und dies zu hässlichen Spuren (Tropfen und Fleckenbildung) im Inneren führte und ich das Gefühl hatte, je mehr ich den Scheinwerfer von innen reinige, desto schlechter wird das Ergebnis - und ich einfach auch nicht mehr die Geduld hatte ihn wieder ordentlich zu reinigen und gründlich zu trocknen (Zeit ist Geld).

Außerdem konnte ich die aufbereiteten Scheinwerfer zu einem guten Preis veräußern, was die Kosten der Neuanschaffung reduzierten.

Nach den bisherigen Erkenntnissen, ist die Innenreinigung aus verschiedensten Gründen (fummelig, zeitintensiv, Kondenswasserbildung, Flecken im Inneren ...) meiner Meinung nach nicht unbedingt nachahmenswert, da es mit Risiken verbunden ist.
Einen Versuch würde ich nur dann starten, wenn man den Scheinwerfer auf keine Fall zerlegen möchte, der Schleier immens stört und der Scheinwerfer eventuell schon an der Grenze zum Austausch steht und man das Risiko eingehen möchte.



Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.


 

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