Felgen 8N0601025A aufbereiten - 1. Versuch

Um es gleich vorwegzunehmen, es geht nicht um die Reparatur von gebrochenen oder rissigen Alu-Felgen, sondern um eine kosmetische Behandlung.
Meine Felgen 8N0601025A haben im Laufe der Zeit die eine oder andere Macke abbekommen und nun war es an der Zeit, da auch ein Reifenwechsel geplant ist und die alten Reifen abmontiert wurden, einige Ausbesserungen vorzunehmen.

Wie es so sein soll, ist zusätzlich meiner Werkstätte bei der Reifendemontage ein Malheur passiert. Der Mechaniker glaubte, dass die Felgen entsorgt gehören - wie kann man eigentlich auf die Idee kommen? - und hat sie im Container entsorgt. Rechtzeitig kam man aber auf den Fehler noch drauf und so kamen sie wieder raus, aber leider mit der einen oder anderen weiteren Macke - that's life.

Manch anderer würde nun ausrasten, Schadensersatz oder Neulackierung - was etwas überzogen wäre - verlangen. Aber manche Umstände im Leben machen einen gelassener und materielle Dinge nehmen dann nicht mehr so sehr ihren früheren Stellenwert ein - oder liegt es einfach auch am Alter, dass manche Energie schwindet?

Aber gehen wir nun zur Resi, äh, ich meinte in media res. Wichtig ist bei der kosmetischen Reparatur Zeit und Geduld, sowie das richtige Werkzeug und Material. Die auf den verschiedenen Plattformen angebotenen Reparatursets kann man getrost vergessen. In der Serie Automobil (Anni testet Felgenreparatursets) wurden solche getestet und die Ergebnisse waren, sagen wir es gelinde ausgedrückt, ausbaufähig. Insbesondere Sets mit Pinsel und mitgelieferter Farbe enden meist in einem Desaster.

Gerade bei den Felgen beim TT8N ist die Farbe ein Knackpunkt. Die 6-Arm-Felgen 8N0601025A haben nämlich die Lacknummer LZ17 was ganz einfach "Avussilber" bedeutet und Silber ist generell eine sch..... Farbe bei Reparaturen. Noch dazu, wo Audi für die Karosserie auch Avussilber, aber mit der Lacknummer LY7J, anbietet.

Was auf den ersten Punkt ganz einfach aussieht ist aber etwas komplizierter, wenn man nicht in Deutschland lebt. Die Auswahl an Lackprodukten, im Speziellen LZ17, ist in Österreich etwas dürftig (und das war noch wohlwollend ausgedrückt). Mit dem kleinen originalen Lack von Audi hatte ich ja nicht so gute Erfahrungen gemacht, als wie z. B. mit DupliColor.

Nachdem aber DupliColor die besagte Lacknummer LZ17 nicht führt, begab ich mich auf die Suche nach einem alternativen Produkt und habe mich für TristarColor entschieden, insbesondere, weil der Preis mit Versand akzeptabel war. Für mich etwas nachteilig war bei der Bestellung, dass es bis dato noch keine Rezensionen zum Produkt gab. Was ich aber schon sagen kann ist, dass der Kundendienst bei der Lieferfirma super funktioniert und sehr kundenorientiert agiert.

Leider habe ich bei der Suche "Avussilber" eingegeben und bei der Bestellung nicht mehr den Lackcode kontrolliert und habe somit dann LY7J in den Händen gehalten und auch versprüht bzw. lackiert.

Bezüglich der Reparaturmasse, welche die kleine Macken abdecken soll, muss man sich im klaren sein, dass es sich, aufgrund der Schmelztemperatur von 660°C bei Aluminium, nie bei den angebotenen Produkten um ein flüssiges Metall handeln kann, sondern um eine Kunststoffspachtelmasse (in der Regel um Epoxidharz).
Wichtig ist dabei die Temperaturfestigkeit, da beim Fahren und insbesondere beim Bremsen auch die Felgen warm werden und natürlich auch hinsichtlich der Kälte im Winter.

Aufgrund der guten Rezensionen und auch der Kundenbilder habe ich mich für Bindulin Flüssigaluminium entschieden. Zur Wahl stand für mich noch Uhu Metall flüssig, aber bei Bindulin stand bei Amazon der explizite Hinweis zur Felgenreparatur.

Die Reparaturpaste von Bindulin lässt sich mit der Spitze von einem Flachschraubendreher ganz leicht aufbringen und mit dem runden Schaft lässt sie sich auch glätten. Im Vergleich zu den Knetmassen einfach ein Traum, da man ganz wenig und gezielt auftragen kann.

Die Ausgangssituation der Felgen war folgende:


Ich entschloss mich, dass ich nicht jede Felge einzeln aufbereite, sondern jeden Arbeitsgang auf alle vier Felgen anwende. Insbesondere, damit ich keine Probleme mit einem eventuell austrocknenden Lack bzw. verstopfender Sprühdüse habe.

Warnhinweise:
Da der Lacknebel und eventuelle Lösungsmittel nicht gerade gesundheitsfördernd sind, möchte ich auf entsprechende Schutzmaßnahmen hinweisen, wie gute Durchlüftung oder Absaugung und entsprechende Schutzmasken.

Ich habe eine zur Zeiten von Corona in Massen vorhandene FFP2-Schutzmaske aufgesetzt und den Kellerraum mittels eines alten Staubsaugers, der die Abluft über den Kellerlichtschacht abgeblasen hat, so gut es ging "gelüftet". Trotzdem war ich froh, dass die Lackarbeiten in etwa 20 Minuten erledigt waren.

Wer öfters was lackiert sollte zumindest in einen Atemschutz für Lackierer investieren und solche Arbeiten eher in der warmen Jahreszeit sowie in der Garage und nicht im Keller durchführen - ist auch besser für das eheliche Zusammenleben.

meine damalige Vorgehensweise war:

  • Felgen gründlich reinigen (eventuell mit Felgenreiniger und Silikonentferner oder IPA)
  • Kratzer in den Felgen mit Polierpaste (z.B. Nigrin Kratzerentferner) weitgehend entfernen
  • Beschädigung, je nach Stärke, entsprechend anschleifen, für gröbere Beschädigungen eignen sich auch feine Feilen
  • Bearbeitungsstelle reinigen (muss fettfrei sein)
  • Reparaturmasse aufbringen und entsprechend aushärten lassen (am Besten mind. 24h)
  • Reparaturmasse abschleifen
  • zu lackierende Stellen anschleifen
  • Felgen mit Silikonentferner reinigen
  • eventuell Haftgrund aufbringen
  • Basislack auf die Felgen nach Anweisung des Lackherstellers aufbringen
  • Klarlack nach Anweisung der Lackherstellers aufbringen
  • Lack entsprechend trocknen lassen

 Durch den falschen Lackcode blieb mir nichts anderes übrig, die gesamte Felgen zu lackieren. Nach der Aufbringung des Basislack sehen die Felgen nun so aus, wie auf den unteren Fotos. Leider habe ich nicht sauber gearbeitet und man sieht ganz deutlich, wo ich den alten Lack beim Ventil heruntergekratzt und gespachtelt habe. 

Beim Schleifen hat alles noch super ausgesehen, aber beim Lackieren haben sich die Schwächen deutlich gezeigt - brauche demnächst eine stärkere Brille.

Leider konnte  ich auch nicht mehr nacharbeiten, weil mir der Lack ausging. Eine Dose für vier Felgen ist schon ziemlich knapp und ein weiteres Set um 34,- EUR wollte ich mir nicht mehr leisten, aber für ein perfektes Finish musste ich leider doch noch 3 Dosen Klarlack nachbestellen.

Mit der ersten Runde (Basislack) war ich eigentlich, trotz des „falschen“ Lackcode LY7J - aufgrund meiner bescheidenen Möglichkeiten - zufrieden und hoffte, dass beim Klarlackieren nichts mehr daneben geht. Nachdem ich die Felgen in LY7J selber lackiert hatte, bin ich nun weg von OEM. Vielleicht, wenn ich mal im Lotto einen 6er habe, werde ich die Felgen professionell in LZ17 aufbereiten lassen.

Grundsätzlich darf man sich von solchen DIY-Aktionen nicht zu viel erwarten, wenn man es das erste Mal macht - schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und ein Lehrberuf Lackierer wäre ja umsonst, wenn es jeder mit einer Spraydose sofort selber könnte.

Nachdem, wie bereits geschrieben, die Menge an Klarlack zu gering war, damit ein Glanz entsteht, wurde nochmals mit zwei weiteren Dosen nachlackiert. Das Ergebnis vor dem finalen Polieren sieht nun wie folgt aus:

Der Werkstattmeister, der die Reifen wieder aufzog, war überrascht über die Lackierarbeit, was mich natürlich etwas geehrt hat, aber die Freude währte leider nicht lange, wie im Nachtrag beschrieben.

Nachtrag April 2021:
Die Freude über die aufbereiteten Felgen dauerte nicht lange. Bei der Montage der Räder ist mir leider eine Felge auf die lackierte Seite gefallen und ich hatte gleich unzählige kleine Schäden durch die Steinchen die in diesem Bereich lagen.

Was lernt man daraus? Richtig, den Arbeitsplatz sauber halten und vielleicht die Felgen statt hinstellen besser hinlegen. Aber wie heißt es so schön, aus Schaden wird man klug.


Entweder war der Lack nicht besonders robust, was ich persönlich ja nicht glaube, oder ich hatte beim Lackieren etwas falsch gemacht. Dabei hatte ich extra im Keller bei 20°C den Lack aufgetragen und dieser konnte auch mehrere Wochen aushärten. Habe nun mal den Lieferanten kontaktiert und bin gespannt zu welchem Schluss dieser kommt.

Meine Fehleranalyse lautet nun, dass die Schuld eindeutig bei mir lag, da ich einerseits den originalen Lack nicht angeschliffen, sondern nur gründlich entfettet und statt einem 2K-Klarlack nur einen gewöhnlichen genommen habe.

Ich selber war zuerst am Überlegen, ob ich dies mal so belassen soll oder das Ganze wieder neu aufzubereiten. Als erstes entschloss ich mich für eine kleine Reparatur und habe nun einen neuen Lack von einem anderen Anbieter bestellt, aber aus Bequemlichkeit dann doch nicht lackiert.
Darüber hinaus ist das "Avussilber" deutlich dunkler als die Originalfarbe. Im Grunde bin ich todunglücklich mit dem derzeitigen Stand und plane schon die Herstellung in den Originalzustand.
Und innerlich wächst der Entschluss, die Felgen kommenden Winter vielleicht doch in professionelle Hände zu geben - muss halt die Saison noch mit dem Makel leben.

Wie man Felgen eigentlich richtig aufbereitet zeigt das YouTube-Video von owners rs:


Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.


 

Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.