Dellenentfernung

Nachdem unser Hyundai i30 Bekanntschaft mit einem heftigen Hagelschauer bekommen hat und er zum wirtschaftlichen Totalschaden mutierte, war es ja eigentlich geplant diesen durch einen neuen Hyundai i30 zu ersetzen. Wenn man sich die Dellen, besonders im Bereich der A-Säule, auf den Fotos ansieht, dann wird einem die ganze Wucht solcher Hagelkörner bewusst.

Aber wie das Schicksal so will wurde zwei Wochen später auch unser Seat Leon ST in einen Unfall verwickelt und der war dann ebenfalls ein Totalschaden.


Nachdem wir keinen Geldscheißer haben - obwohl beide Fahrzeug Vollkasko versichert waren - entschloss ich mich den Hyundai i30 zu behalten. Vielleicht ist er durch die Dellen genauso windschlüpfrig wie ein Golfball durch die Dimples - an Anzahl der Dellen dürfte ja kaum ein Unterschied bestehen. Und bei der ganzen Aktion hatte ich im Hinterkopf, dass ich ja dann eventuell lerne Dellen auszuziehen und er dann ansehnlicher wird - und ich noch dazu dann die Erfahrung, im Falle eines Falles, für meinen Audi TT8N3 hätte. Außerdem hatte ich eine Rechtfertigung bei meiner häuslichen Finanzabteilung, die Unkosten unter Hagelschaden anstatt Spaß am Auto zu verbuchen.

Vorweg möchte ich anmerken, dass das Dellenausziehen, wie in den ganzen YouTube-Videos, in der Regel nicht so einfach funktioniert. Ich möchte nicht wissen, wie viele Versuche man vorher gedreht hat, damit dies so simpel aussieht. Da wäre ja eigentlich jeder "Beulendoktor", der dies in Seminaren lernt ein Depp, wenn es so leicht wäre.

Ich würde daher empfehlen, bevor man an das reale Objekt heranschreitet, dass man etwas üben und sich mit den Methoden auseinandersetzen sollte. Ich habe mir dazu eine gebrauchte Motorhaube eines Golf IV um schmale 30,- EUR organisiert und kann daran rumexperimentieren ohne das Fehler kostspielig werden. Insbesondere die richtigen Paramater, wie Auskühldauer und Klebertype beim Ausziehen mittels Kleber oder Stromstärke und Einwirkdauer beim induktiven Verfahren, herauszufinden erfordert einiges an Versuchen.

Apropos alte Motorhaube und Hagel. Ich habe meinen 17-jährigen Sohn gebeten mit einem Karosseriehammer so fest es geht auf die alte Motorhaube einzuschlagen und siehe da, die Delle war nicht größer als die von einem Hagelkorn. Also kann man sich vorstellen welche Energie von einem tennisballgroßen Eisstück ausgeht - nicht auszudenken, wenn man das auf den Kopf bekommt.

Für das Ausbessern verfolgte ich zwei verschiedene Reparaturstrategien, nämlich erstens das induktive Dellenausziehen mittels einer induktiven Hotbox und zweitens das klassische Ausziehen mittels Heißkleber und Zugadapter.


Variante 1 mittels Hotbox:
Nachdem die etwas teure Hotbox Woyo PDR007 sich mit einem Knall - vielleicht deswegen 007 - verabschiedet hat musste ein Ersatz her, den ich im Gerät lifBetter 1380W gefunden habe. Das Gerät ist zwar nicht so stylisch, dafür ist es aber billiger und es funktioniert.

Der Teufel liegt aber wieder mal im Detail und auch hier ist es nicht wie bei den YouTube-Videos, dass man mit einmal darüber halten und draufdrücken die Delle heraus hat. Im Grunde ist die Arbeitsweise von der Form der Delle abhängig und erfordert einiges an Übung und Erfahrung. Ich habe daher vorher an einem Übungsteil meine ersten Schritte gemacht.


Grundsätzlich wollte ich ja den Hyundai i30 entbeulen, aber ich habe die bittere Erfahrung gemacht, dass beim induktiven Drücken es quasi unmöglich ist, wenn Delle an Delle nebeneinander liegen, da die Materialspannungen dann kaum herauszunehmen sind, ohne dass man wieder andere Dellen beeinflusst. Aber es ging schon die eine oder andere Delle raus bzw. wurde kleiner und teilweise hörte man auch das Ploppen des Metalls, wie es sich ausrichtete.

Im Weiteren ist es auch immer eine Gradwanderung zwischen der richtigen Temperatur, der Einwirkdauer und der Gefahr des Verbrennen des Lackes. Was man gar nicht sollte ist, dass man die Dellen induktiv ausdrückt, wenn das Fahrzeug vorher in der Sonne stand. Dann geht die zugeführte Temperatur schnell auf den Lack, da dieser ja schon aufgewärmt ist und er fängt zu rauchen an  - also immer bei kalter/kühler Karosserie arbeiten.

Und man muss sich bewusst sein, dass nur kleinere Dellen, die auch nicht scharfkantig sind, sich eher "herausbügeln" lassen. Irgendwo sind dem Ding schon seine Grenzen gesetzt.

Jetzt, nach einiger Übung am Hyundai i30, habe ich mich auch über den Audi TT8N3 hinweg gewagt und eine kleine Delle im Kotflügel bearbeitet. Aber wie gesagt, das Ganze ist nicht in zwei sondern eher in zwanzig Minuten erledigt und ganz raus ging sie nicht, aber soweit, dass es wesentlich besser als vorher aussieht.


Mit dem Ergebnis bin ich persönlich zu frieden, denn jetzt muss man schon etwas genauer hinsehen, damit man was noch erkennen kann. Im Grunde müsste ich mit dem Dellenspiegel arbeiten, wenn man es gänzlich korrekt machen möchte.

Was ich beim Fotografieren nun dazu gelernt habe ist, dass ich beim nächsten Mal  mit einem Stativ und besserer Beleuchtung aufnehmen werde, damit der Abstand und der Blickwinkel für einen aussagekräftigen Vergleich der selbe ist - so kann man nur schwer den Unterschied ausmachen.

Zum Schluss ist noch anzumerken, dass es für Aluminium (z.B. Motorhaube des TT8N) eigene induktive Geräte gibt. Das von mir eingesetzte Gerät ist nur für Stahlblech vorgesehen.


Variante 2 mittels Klebetechnik:
Bei der Klebetechnik ist es aus meiner Sicht die größte Herausforderung die richtigen Parameter, wie Stempelgröße, Kleberart und Aushärtezeit zu finden. Beispielsweise wurde der Kleber in meinem Reparaturset erst so nach rund dreieinhalb Minuten richtig fest und er löste sich dann mit einem entsprechenden Geräusch. Unter dieser Zeit war der Kleber in der Mitte noch sehr zäh.

Auch das Zusammenspiel von Klebestick und Heißklebepistole ist nicht so einfach. Bei der Steinel Gluematic 3002 wurden die zugekauften Sticks immer so heiß, dass sie Blasen bildeten.
Darüber ist ein sofortiger Wechsel der Sticks von gelblich zu schwarz nicht möglich und man braucht eigentlich zwei Pistolen.

Wie die Klebetechnik (theoretisch) funktioniert zeigt sehr gut das YouTube-Video von Berner. Auch wird auf die unterschiedlichen Aushärtezeiten der Kleber hingewiesen.

Meine Erfahrung, mit dem billigen Amazon-Set, ist, dass das Ausziehen der Delle jedenfalls nicht auf einmal passiert und man einiges an Zeit aufwenden muss. Im Grunde richtet sich die Methode nur an einzelne Beschädigungen und nicht nach einem Hagelschaden. Auch ist die Form der Delle mitunter ein Problem, da man den richtigen Zugadapter haben muss, der der Form der Delle weitgehend entspricht.

Im Folgenden zeigen die Bilder mein Übungsobjekt und die ersten Schritte.


Meine Arbeitsschritte waren:

  • passenden Stempel auswählen
  • Bereich der Delle gründlich reinigen, damit diese sauber und fettfrei ist (z.B. Isopropanol IPA)
  • eventuell Bereich der Delle mit Whiteboardmarker markieren (Fadenkreuz, damit man mittig ansetzt)
  • Kleber auf Zugadapter aufbringen (Handschuh tragen, damit man sich nicht verbrennt)
  • Stempel auf die Delle drücken
  • ausreichend warten, dass der Kleber aushärtet (je nach Kleber - vorher testen)
  • Zugadapter mit Werkzeug hoch- bzw. abziehen
  • Klebereste mit Heißluftfön erwärmen und mit Kunststoffspachtel vorsichtig abkratzen
  • Klebestelle reinigen und Reste vom Kleber restlos entfernen (z.B. Silikonentferner und IPA)
  • wenn Delle überzogen ist, dann wieder vorsichtig reindengeln 
  • Klebestelle eventuell aufpolieren

Im Grunde zeigen die Versuche, wenn die Ansprüche auf Perfektion nicht bestehen, dass man einzelne kleine Schäden schon in gewisser Weise wieder weitgehend beheben kann. In Summe hat mich die Ausrüstung für das induktives Ausbeulen und die Ausbeulsets rund 400,- EUR gekostet - aber wie gesagt, die wurden unter Hagelschaden verbucht und die hätte ich sonst nicht ausgegeben, wenn durch den Umstieg vom Seat Leon ST auf den Hyundai i30 PDE nicht auch der eine oder andere Taler übrig geblieben wäre. Und unserem „Glück“ mit Autos könnte sich vielleicht auch die Investition einmal lohnen, da der Selbstbehalt bei der Versicherung 350,- beträgt.


Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.


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