Aktivkohlebehälter 8N0201805A

Beim Audi TT8N gibt es ja einige Teile, die keiner Wartung oder einem Tausch unterliegen. Neben dem Hydrauliköl für die Servolenkung ist auch der Aktivkohlebehälter (siehe ETKA) so ein Teil - sind ja eigentlich auch räumlich gesehen Nachbarn.
Der Aktivkohlebehälter ist dabei ein Teil des Tankentlüftungssystems (siehe tt-eifel oder Hella - leider steht aber bei beiden nichts über die Lebensdauer bzw. einen eventuellen Austausch, lediglich Hella schreibt, dass bei Benzingeruch der Behälter defekt sein kann).

Für mich stellte sich daher die Frage, inwieweit das Aktivkohlegranulat noch in Ordnung ist oder wie weit dieses nach 22 Jahren schon pulverisiert ist? Auch die Frage nach der Regeneration habe ich mir gestellt? Während man nämlich bei einer Dunstabzugshaube den Aktivkohlefilter mindestens jährlich wechseln sollte ist es beim Audi TT8N3 anscheinend ein "lifetime"-Produkt.

Ich liebe irgendwie das Experimentieren und Forschen - quasi Jugend forscht (man ist so alt, wie man sich fühlt).

Also habe ich mir einen gebrauchten Behälter um rund 40,- EUR in Lettland gekauft und diesen einmal auseinander genommen, indem ich den Boden mit einem feinen Dremel-Kreissägeblatt vom Behälter getrennt habe. Aber man darf nicht zu tief ansetzen, sonst wird die Filtermatte in Mitleidenschaft gezogen. Und den Deckel abzuschneiden bringt gar nichts, da ja der Behälter nach unten hin breiter wird und man dann nicht zur unteren Filtermatte kommt.


Dabei kam folgendes Innenleben (beim "Testbehälter") zum Vorschein. Die Reihenfolge der Schichten entspricht auch dem Aufbau des Aktivekohlebehälters von oben nach unten:

  • Deckel mit Anschlüssen
  • Auflagegitter für Filtermatte
  • Filtermatte oberer Bereich (angeklebt an Gitter)
  • Schaumstoff oberer Bereich (hält Filter und Gitter in Position)
  • rund 590g Aktivekohlepellets (beim meinem im TT8N3 verbauten Behälter waren nur mehr 515g vorhanden, dafür eine deutliche Kohleschicht im Motorraum)
  • mehrlagige Filtermatte im unteren Bereich (ist mit dem Boden verklebt)
  • Boden mit Lüftung

Auffällig war bei beiden Behältern der starke Benzingeruch, der an der Aktivkohle anhaftete, obwohl die Behälter luftdurchgängig waren und die Aktivkohle eigentlich durch die "Frischluft" regeneriert werden sollte.
Dieser Gestank hielt auch noch 24h an, obwohl die Aktivkohle an der frischen Luft war - soweit zum Thema Regeneration. 

Der überwiegende Anteil der Pellets im "Testbehälter" war von der Form her noch in Ordnung und nur ein sehr geringer Teil war zerbröselt - ich hätte Schlimmeres erwartet, nämlich eine Wüste voll schwarzem Kohlenstaub.
Aber wie oben bereits geschrieben, dürfte mein originaler Behälter - vermutlich durch Benzin - etwas ausgewaschen worden sein, da eine geringere Füllmenge drinnen war, die Pellets etwas rundlicher waren, am unteren Filter, bei der Lüftungsöffnung, ein deutlicher Fleck ersichtlich und der Motorraum mit Aktivkohle verschmutzt war (siehe letztes Bild).

Ich habe den "Test"-Behälter gereinigt und die Filtermatten sowie den Schaumstoff mit der Hand vor- und dann in der Maschine bei 50°C gewaschen - es scheint, dass die Matten sich verfärbt hätten (kommt aber vermutlich von der Aufhellung der Kamera - im 7. und 8. Bild oben ist die Verschmutzung besser erkennbar).

Beim originalen Behälter meines TT8N3 habe ich dann zuerst nur den Kohlenstaub ausgeblasen und dann die Filter und den Schaumstoff mit der Hand gewaschen (hat auch ausgereicht).

 


Der Behälter wurde dann wieder mit 570g Aktivkohle gefüllt, mit Uhu Endfest 300 verklebt und mit Mannol Silikon abgedichtet, so dass er quasi neu ist. Das gleiche habe ich dann auch mit dem verbauten Aktivkohlebehälter gemacht (austauschen konnte ich ihn nicht, da ich das Entlüftungsrohr 8N0201160G nicht ohne Gewalt vom Behälter bekomme hätte).

Der im Audi TT8N3 verbaute Behälter wurde mit 559g Aktivkohle aufgefüllt - woher die 11g Differenz zum ersten Behälter kommen, kann ich nicht genau nachvollziehen, vermute aber,  dass sich dies aufgrund der sehr groben Pellets ergibt und ich daher einen Wiege- oder Dokumentationsfehler eher ausschließe.

Zu der neuen Aktivkohle muss festgehalten werden, dass die Pellets deutlich größer sind als die Originalen (siehe Bilder oben). Leider lagen zum Zeitpunkt der Bestellung keine Informationen vor, wie groß die Pellets sein müssen, da der Behälter noch verschlossen war. Wie weit dies Einfluss auf die innere Oberfläche und somit auf das Adsorptionsvermögen Einfluss hat kann ich nicht sagen.

Zum Aktivkohlefilter gehört auch noch das Ventil N80, welches einen Widerstand von zirka 25 Ohm aufweisen sollte. Des Weiteren habe ich auch mittels Netzgerät getestet, ob das Ventil bei anliegender Spannung anzieht - Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Audi wäre natürlich nicht Audi, wenn nicht auch hier die Steckerform sich geändert hätte. Mein Fahrzeug weist noch einen rechteckigen Stecker (0280142300) auf, während der "neue" Stecker (0280142353) eine rundlichere Bauform hat - ähnlich dem Temperatursensor G2/G62.
Eigenartig ist, dass der eckige Stecker eigentlich nur bis zur FIN 8N-X-0500000 reicht und meiner aber 8N-Y-008634 ist.
Bei meinem Behälter ist der Bodenschluss offen. Eine Entlüftungsleitung 8N0201931Q ist nicht vorhanden, da diese ja laut ETKA ab FIN 8N-Y-080001 vorgesehen ist.

Anscheinend wurde so einiges im Laufe der Zeit am TT8N abgeändert - und dies nur bei einer Bauzeit von 6 bis 7 Jahren.


Der gereinigte Behälter wurde nun mit neuer, aber etwas gröberen Aktivekohlepellets befüllt (Füllmenge 570g bzw. 559g) - ich verspreche mir davon, dass das Ganze etwas "luftiger" im Behälter wird.


Bezüglich dem Benzingeruch muss noch angemerkt werden, dass dieser auch immer leicht in der Garage wahrnehmbar war. Wie ich dann den Aktivkohlebehälter des TT8N3 aufbereitet habe, war der Geruch am nächsten Tag in der Garage nicht mehr vorhanden.
Eigentlich ein Zeichen dafür, dass die alten Aktivkohlebehälter die Umwelt verschmutzen und die Gesundheit von Personen, die sich länger in Garagen von älteren Autos aufhalten, gefährden.

Was sich auch mit der Aufbereitung anscheinend (zumindest rein subjektiv) am Fahrzeug verbessert hat, sind die im Sekundentakt rhythmischen Schwankungen der Drehzahl und das dazugehörige Motorgeräusch bei eingeschalteter Klimaanlage und Leerlauf. Nur ein leichtes Vibrieren, welches man im Lenkrad spürt, ist geblieben. Da sich durch diese Maßnahme an der Kraftstoffversorgung eine leichte Verbesserung bei den rhythmischen Schwankungen ergab, wurde daraufhin noch der Benzindruckregler getauscht und ein Wechsel der Benzinpumpe steht noch an - ob dann die Schwankungen weg sind ist derzeit noch offen.

Ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht noch ein wenig rumexperimentiert hätte. Ich habe ein Rückschlagventil in der unteren Öffnung eingebaut und mir angeschaut, ob sich was am Verhalten ändert. Auf die Idee bin ich aufgrund der Explosionszeichnung auf 7zap gekommen, da ja dort die Entlüftungsleitung 8N0201931Q abgebildet ist und es für mich schlüssiger ist, dass der Benzingeruch nicht austritt, wenn das System geschlossen wäre.

Irgendwelche Verschlechterungen konnte ich bei einer kleinen Testfahrt dabei nicht ausmachen. Der Motor lief ruhig und hing auch gut am Gas. Ich habe aber das Ventil trotzdem wieder entfernt, weil ich nicht weiß, wie es sich auswirkt, wenn der Behälter quasi geschlossen ist und die Benzindämpfe bzw. der Druck daraus nicht entweichen kann.

Ein neuer Aktivkohlefilter, schlägt sich bei Audi-Tradition mit rund 145,18 EUR zu Buche. Laut nininet.de wäre der eigentliche Preis inkl. deutscher Mehrwertsteuer 126,74 EUR (Rabattgruppe 5). Die Aufbereitung kostet, wenn man es selber macht rund 25,- EUR (Aktivkohle, Kleber und Dichtmasse).

Aufwand, Material und Werkzeug:

  • Multifunktionsbohrmaschine (z.B. Dremel) mit feinem Kreissägeblatt zum Trennen des Behälterbodens
  • Messer zum Entgraten des Schnittes und zum Trennen des Bodenvlies
  • Reinigungsmittel (Geschirrspülmittel) zum Reinigen des Behälters
  • Waschmittel (z.B. rei) zur Handwäsche der Filter und des Schaumstoffes
  • 600g Aktivkohle
  • Kleber der auch etwas temperaturfester ist (z.B. Uhu Endfest 300)
  • schwarzes Silikon
  • reine Arbeitszeit rund eine halbe Stunde

 Mich hat auch die Frage beschäftigt, warum der Aktivkohlefilter der Tankentlüftung nach x-Jahren und y-Kilometer nicht ausgetauscht wird, es wird ja auch der Luft- und Innenraumfilter gewechselt?
Wer könnte diese Frage eigentlich nicht besser beantworten, als die Porsche Austria Kundenbetreuung, die ja mit Audi sowas von abgestimmt ist (siehe Airbag-Rückruf 69AE).

Also dann eine Anfrage bezüglich des Aktivkohlebehälters und den mir fehlenden Wartungshinweisen an die Porsche Kundenbetreuung. Der geübte Leser meiner Seite wird sicher schon wissen, was als Antwort kam, nämlich:

vielen Dank für Ihre Nachricht.
Gerne hätten wir Ihnen weitergeholfen, allerdings können wir dies nicht in der Art und Weise tun, wie Sie es erwartet haben.
Aus der Ferne können wir weder die Art der Beanstandung, noch die Notwendigkeit einer Reparatur beurteilen.
Weiters ist der Vertrieb unserer Fahrzeuge, sowie die Betreuung unserer Kunden im Servicebereich von unseren AUDI Service Partnern gesteuert.

Bitte nehmen Sie deshalb mit Ihrem AUDI Service Partner Kontakt auf. Er hilft Ihnen gerne bei der Klärung Ihres Anliegens.

Ich frage mich was ist aus der Ferne so schwierig zu beantworten, wieso es bezüglich des Aktivkohlebehälters keine Wartungsvorschriften gibt? Wieso man dazu nichts in den technischen Dokumentationen findet?
Also, wenn es mir nicht gelingt eine Antwort zu bekommen, dann vielleicht dem Verkehrsministerium, dass ja in Österreich derzeit auch gleich das Umweltministerium ist. Daher habe ich dieses wieder einmal bemüht der Sache auf den Grund zu gehen. Die Antwort von Audi, die ich eigentlich auch auf die Nachfrage des Verkehrsministeriums erwartet habe, lautete:

"Der AKF Behälter speichert zunächst Kohlenwasserstoffe aus dem Tanksystem welche bei bestimmten Betriebsbedingungen dem Motor zur Verbrennung zugeführt werden können.
Die Öffnung am AKF Behälter dient der Zufuhr von Umgebungsluft, welche beim Regenerationsvorgang des AKF Behälters mittels Unterdruck aus dem Ansaugsystem angesaugt wird.
Ohne Öffnung würde ein Vakuum entstehen, welches den Regenerationsvorgang behindert.
Um beim Ansaugen der Umgebungsluft den Eintritt von Feuchtigkeit in das Ansaugsystem zu vermeiden, wurde im Rahmen des kontinuierlichen Qualitätsverbesserungsprozesses ein integriertes Rückschlagventil zum Einsatz gebracht.
Alle vor der Optimierung gebauten Fahrzeuge entsprechen in vollem Umfang den zugrunde gelegten Bestimmungen.
Die Homologation eines Fahrzeuges mit den jeweiligen Systemgenehmigungen bestätigt durch das COC-Dokument , dass das Produkt der Zulassungsgenehmigung entspricht.
Es regelt jedoch keine nachfolgenden Feldüberprüfungen über den gesetzlichen Zulassungszeitraum.
Die Wartungsunterlagen sind nicht fehlerhaft. Sie berücksichtigen jene Positionen, welche durch eine normale Nutzung einem generellen Verschleiß unterliegen bzw. für eine Werterhaltung des Fahrzeuges erforderlich sind.
Über die Wartungsunterlagen hinaus kann es Bauteile am Fahrzeug geben, die innerhalb eines Fahrzeuglebens dennoch einmal zu ersetzen sind, weil sich ein Defekt ergibt.
Um für Kunden nicht unnötige Kosten durch präventiven Ersatz zu produzieren, sind hierfür keine Wechselintervalle vorgegeben.
Ein Ersatz findet nur statt, wenn es einen konkreten Beanstandungsfall mit Fehlfunktion am Bauteil gibt."

Was das Rückschlagventil mit der Feuchtigkeit der Luft bzw. mit Entfeuchten zu tun hat, muss mir mal Audi erklären. Ein Ventil hält keine Feuchtigkeit ab und schon gar kein simples Rückschlagventil. Dies wäre eher geeignet, dass bei Überfüllung des Tankes dann kein Benzin, wie vermutlich bei mir, über den AKF-Behälter austritt. Alllein bei dieser Antwort zeigt sich wieder die geballte Kompetenz der Kundenbetreuung.

Im Weiteren habe ich ja nicht von einem Defekt gesprochen, sondern von Umweltverschmutzung und bei der Antwort von Porsche Austria frage ich mich, warum man dann den Luft- und Innenraumfilter laut Servicebuch zwangsweise tauschen lassen muss, denn diese sind ja auch nicht immer defekt, sondern in der Regel nur verunreinigt und verursachen dem Kunden dadurch unnötige Kosten und darüber hinaus fällt noch Müll an.

Bezüglich dem Umweltschutz steht im §102 Abs. (4) des KFG:

"... Der Lenker darf mit dem von ihm gelenkten Kraftfahrzeug und einem mit diesem gezogenen Anhänger nicht ungebührlichen Lärm, ferner nicht mehr Rauch, üblen Geruch oder schädliche Luftverunreinigungen verursachen, als bei ordnungsgemäßem Zustand und sachgemäßem Betrieb des Fahrzeuges unvermeidbar ist."

Und die unnötige Ausdünstung von Kohlenwasserstoffen wäre vermeidbar, wenn der Hersteller bezüglich der Wartung des Aktivkohlebehälters andere Vorgaben, wie Überprüfung oder Wechsel,  tätigen würde. Also soweit zu den Herstellern und Ihrer Verantwortung gegenüber der Umwelt - und da hat sich ja Audi bzw. VW in den letzten Jahren in Hinblick auf den Dieselskandal EA189 nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Da hilft dann auch nicht mehr die Elektrostrategie eines Herbert Diess.

Wie ein defekter Aktivkohlebehälter aussieht zeigt das YouTube-Video der Autodoktoren ab Minute 4:20:



Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.



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