Oszilloskop Fluke 97/Auto ScopeMeter

Bericht über das nostalgische Digital-Oszilloskop Fluke 97/Auto und die dazugehörige Software

Nachdem in unserer Schule schon seit mehreren Jahren, genau gesagt eigentlich 25 bzw. 28 Jahre, digitale ScopeMeters von Fluke rumlagen und wir diese, ich muss zu unserer Schande auch gestehen, kaum genutzt hatten wären sie beinahe ausgeschieden worden.
Immer wieder tauchen auch solch alten Geräte auf diversen Verkaufs-Plattformen, wie willhaben oder ebay-Kleinanzeigen, auf . Die Preise die alleine nur für das Gerät verlangt werden sind meines Erachtens  aber mehr als Phantasiepreise. Insbesondere, wenn nach rund 20 bis 25 Jahren noch ein Drittel bis ein Viertel des Neupreises aufgerufen wird - und dieser lag damals bei rund 1500,- EUR.

Vor kurzem hatte ich den unbändigen Drang einmal zu testen, inwieweit sich unsere alten Geräte eigentlich noch verwenden lassen, da die Anschaffung neuer Oszilloskope im Raum stand.
Das erste Ergebnis war ernüchternd, nämlich dass sich alle acht Stück Fluke 123 nicht mehr rührten. Einzig und allein, das bereits ausgeschiedene Fluke 97/Auto mit einem zusammengebastelten Akku zeigte noch einen Funken an Willen zu funktionieren.

Anscheinend ist das Fluke 97/Auto auch eine Sonderedition für KFZ-Techniker, welche vor vielen Jahren bei uns an der Schule unterrichtet wurden.
Zusätzlich zu dem umfangreichen Messmittelsatz und dem 12V-Netzteil für den Zigarettenanzünder gibt es auch einen extra Ordner mit einem Schulungsvideo und einem Selbststudienprogramm. Ebenso befindet sich die Software für die optische RS232-Schnittstelle auf zwei Disketten im Koffer.

Die anderen Fluke 123 ließen sich trotz Netzadapter nicht mehr einschalten, was ziemlich ernüchternd war und wir haben schon mit dem Gedanken gespielt, da der Buchwert bereits bei Null lag, auch diese ScopeMeters, wie das Fluke 97/Auto, außer Dienst zu stellen.

Aber eigentlich lautet meine Devise "geht nicht, gibt's nicht" und so habe ich die Fluke 123 geöffnet und die Akkus entnommen - und siehe da, sie ließen sich wieder klaglos einschalten und auch die Fluke Software SW90W (FlukeView 5.4) brachte mit einem entsprechenden RS232-Adapter (mit PL2023GT Chipsatz) wieder eine Verbindung zum ScopeMeter zusammen, und dies alles unter Windows 10.

Von den angebotenen Nachbauakkus für das Fluke 123, die anscheinend kompatibel zu dem BP120 sein sollten, kann ich nur abraten, da diese eine andere Steckerbelegung aufweisen und denen auch der NTC, vermutlich für den Ladevorgang, fehlt - darüber hinaus sind diese nun mit NiMH-Zellen ausgestattet und die originalen waren aus NiCd, wie auch beim Fluke 97/Auto.

Beim Fluke 97/Auto wurde der Akku PM9086/001 schon einmal laienhaft mittels Paketklebeband und Sanyo-NiCd-Zellen nachgebaut und das originale 15V Fluke-Ladegerät PM8907/001 war nicht mehr aufzufinden. Ein originales Fluke Netzteil schlägt sich laut Internet mit über 200,- EUR zu Buche und somit ist das 28 Jahre alte Gerät eigentlich ein wirtschaftlicher Totalschaden.
Vermutlich war damals vorgesehen das Gerät nur mit Batterie oder dem 12V-Zigaretten-Adapter PM9087/001 zu betreiben, da dieser noch vorhanden war.

Nachdem ich die anderen acht ScopeMeters revitalisiert hatte und der Schule einiges an Geld gespart hatte, durfte ich mir, quasi als Belohnung, das ausgeschiedene Fluke 97/Auto unter den Nagel reißen, noch dazu, da Fluke uns mitgeteilt hatte, dass die alte Software SW90D und Scopeview 1.0 auf modernen Betriebssystemen nicht mehr lauffähig ist und auch das Display, im Vergleich zum Fluke 123, doch ein deutliches Manko aufwies. Aber wie bereits erwähnt, "geht nicht, gibt's nicht" und somit wurde auch eine Lösung für das Softwaredilemma gefunden - aber dazu später.

Das Problem mit dem fehlenden Netzteil konnte schnell gelöst werden, indem ich mir bei Conrad ein 15V-Netzteil  von MeanWell (medizinischer Bereich) samt entsprechenden Stecker DIN 45323 gekauft habe. So einfach ein 15V-Universal-Netzteil zu kaufen geht leider nicht, da der Stecker DIN 45323 von den gängigen 5,5mm-Steckern in den Abmessungen leicht abweicht und Fluke am Stecker den Pluspol und den Minuspol vertauscht hat (Plus außen, Minus innen). Aber mit etwas Löterei war dieses Problem auch leicht zu beheben.
Gleichzeitig wurde auch die Akkubastlerei durch neue Zellen und einen etwas professionelleren Aufbau, samt Thermosicherung, meinerseits ersetzt.

Dass sich das Fluke 97/Auto mit der alten DOS-Software nicht nutzen lassen sollte war für mich irgendwie nicht akzeptierbar und ich versuchte es zuerst mit virtuellen Maschinen, wie VirtualBox bzw. VMWare Player. Aber virtuelle Maschinen mit DOS 6.22 sind so eine Sache und noch dazu lag die alte Software von Fluke nur auf Disketten vor, aber zum Glück habe ich für solche Fälle noch meinen Uralt-PC, der über entsprechende Laufwerke (auch zum Clonen von Wii-DVDs) verfügt.

Nach etwas längerer Google-Suche stieß ich dann auf DOSBox und investierte dort einige Zeit, scheiterte aber an einer seriellen Verbindung. Erst als ich mich mit der RS232-Schnittstelle und den entsprechenden USB-Adaptern auseinandersetzte, kam mir der Gedanke, dass der billige Chipsatz CH340 vielleicht nicht die beste Lösung ist.

Mit einem entsprechenden RS232-USB-Adapter von Ugreen mit PL2023GT Chipsatz und einigen Einstellungen in der dosbox.conf brachte ich dann auch die alte Software zum Laufen und schaffte auch eine Verbindung zum Fluke 97/Auto - leider nur mit der dafür vorgesehenen maximalen Baudrate von 9600. Aber wieder einmal wurde der alte Spruch "geht nicht, gibt's nicht" bestätigt.


Meine Empfehlung für solch alte Geräte - weder hot, noch top und Hände weg von überteuerten, alten Oszilloskope.
Die Preise, die für ein so altes Gerät auf eBay oder Willhaben aufgerufen werden, grenzen schon an Betrug. Aber anscheinend gibt es immer wieder den einen oder anderen Deppen, der sowas kauft. Für rund 200,- EUR aufwärts bekommt man schon Digital-Oszilloskope mit 2-Kanal Austattung, höherer Sampling-Rate, besserem Farb-Display und mitunter mehr Funktionen, wie z.B. FFT-Analyse (wobei das Fluke97 als Multimeter in Verbindung mit der Scopeview Software auch Langzeitaufzeichnungen machen kann). Und mit dem, dass nicht Fluke drauf steht, kann man vermutlich auch leben - wobei die Qualität der alten Geräte fast unschlagbar ist.



Installation Fluke Scope View 1.0 (FVDOS) und SW90D unter Windows 11

Zur Installation von Fluke Scopeview 1.0 (FVDOS) und SW90D sind folgende Schritte zur Installation notwendig, wobei der Eintrag in der dosbox-0.74-3.conf zum automatischen Start von Scopeview führt - ist das umfangreichere Fluke-Programm:

1. Installation des Treibers für den USB-RS232 Adapter (Empfehlung Ugreen mit PL2023GT)

2. COM-Einstellungen im Windows-Gerätemanager auf folgende Parameter einstellen:
a. Bits per Second: 9600
b. Data Bits: 8
c. Parity: None
d. Stop bits: 1
e. Flow Control: None
f. COM Port Number: 2
g. aktivieren: Disable DTR/RTS INIT signal
h. aktivieren: Change DTR/RTS INIT Level Shift

3. Im Laufwerk C: folgende Verzeichnisse erstellen:
a. C:\DOS
b. C:\DOS\FVDOS
c. C:\DOS\SW90D

4. Folgende ZIP-Dateien für Scopeview 1.0 vom Installationsmedium aus dem Ordner PM9080 in den Ordner C:\DOS\FVDOS entpacken:
a. AUTOMOTV.ZIP
b. FVDOS.ZIP
c. FVGER.ZIP

5. Dateien für SW90D vom Installationsmedium aus in den Ordner C:\DOS\PM9080 kopieren

6. Software DOSBox installieren

7. Konfigurationsdatei dosbox-0.74-3.conf im Ordner C:\Users\“Benutzername“\AppData\Local\DOSBox im Abschnitt [serial] und [autoexec] bearbeiten bzw. Parameter einfügen:
[serial]
a. Mode com2:9600,8,n,1
b. serial1=dummy
c. serial2=directserial realport:COM2 rxdelay
d. serial3=dummy
e. serial4=dummy
[autoexec]
f. mount x: C:\DOS
g. x:
h. cd \FVDOS
i. FVDOS.exe
j. Exit

8. Windows-Verknüpfung für DOSBox ändern:
a. Ausführen: Maximiert

Ein mehr als 1 1/2 stündiges Schulungsvideo auf YouTube zeigt die Funktionalitäten des Fluke 97:

Mittlerweile habe ich mich vom Fluke 97 getrennt, da mit dem Fnirsi 1014D und dem Hantek DSO2D15 noch zwei weitere Oszilloskope vorhanden sind - obwohl „aller guten Dinge sind drei“ dies doch etwas too much ist.


Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.



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