Bremsflüssigkeitstester Oldforge TE105 und E+S

Erfahrungsbericht zu zwei älteren Bremsflüssigkeitstester Oldforge TE105 und E+S

Ich hatte mir vor über mehr als einem Jahr zwei gebrauchte, sehr alte Bremsflüssigkeitstester, einen Oldforge TE105 (1998) und einen E+S (von Irlbacher Elektronik BFT 2003), auf Shpock um 43,- EUR gekauft. Zu Beginn stellte sich aber heraus, dass nur der E+S Tester funktionsfähig war und darüber hinaus sich beide Geräte in einem sehr desolaten Zustand (gebrochenes Gehäuse, defekte Batterieanschlüsse) befanden, was auf den Verkaufsfotos leider so nicht ersichtlich war - generell sollte man eigentlich keine Geräte kaufen, bei denen man nicht sieht, dass sie auch eingeschaltet sind, aber nachher ist man immer klüger.
Die 50,- EUR für beide Tester sind aus heutiger Sicht vielleicht etwas überzogen, aber im Internet wurde ein Oldforge TE105 für stolze 51,- EUR versteigert - aber in einem etwas besseren Zustand.
Schade ist es eigentlich, dass es solche Tester kaum noch neuwertig zu kaufen gibt und sie somit zur Rarität werden.

Bezüglich des Messprinzips sollen beide Bremsflüssigkeitstester den Wassergehalt in % und die Siedetemperatur in °C über die Messung des Leitwertes feststellen. Während zu Beginn der E+S Ergebnisse anzeigte blieb der Oldforge TE105 bei den Tests immer auf dem gleichen Wert stehen. Ich dachte mir, vermutlich ist dann der Oldforge im "Oar...." - wobei er später aber bei Leitungswasser einen Siedepunkt von rund 100°C und einen Prozentwert anzeigte, was ja wiederum stimmen könnte und es sich dann schlussendlich herausstellte, dass eigentlich nur ein Wackelkontakt im Tastkopf schuld daran war. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass der Tester eher einen linearen Verlauf hat, was zur Folge hat, dass bei höherem Wassergehalt eine geringere Siedetemperatur angezeigt wird.

Im Grunde ist die Funktion beider Tester annähernd gleich und in beiden befinden sich auch Platinen von Irlbacher, trotzdem unterscheiden sie sich innerlich schon sehr deutlich, da der Oldforge TE105 ein modifiziertes Multimeter ist und der E+S über einen Prozessor mit hinterlegter Messkurve verfügt.
Getestet wurden nach Erhalt die beiden Tester an einer neuern Bremsflüssigkeit, die auch in Folge verwässert wurde. Auf den letzten vier Bildern sieht man zuerst einen den Oldforge TE105 mit reiner Bremsflüssigkeit und dann den E+S mit beigemengtem Wasser.
Was mir später auffiel war, dass das IC CD4093BE (4-fach NAND) im E+S ziemlich "heiß" wurde - aber na ja, der Tester ist ja auch fast so alt (2003) wie mein Audi TT8N3.
Damit er aber nicht den Hitzetod stirbt, weil ich ihn eigentlich behalten will, hatte ich ihm zuerst Kühlkörper für die ICs spendiert. Auffällig war aber, dass der IC im E+S auch im anscheinend ausgeschalteten Zustand sehr warm wurde und zwar so, dass der Kleber vom Kühlkörper nicht mehr richtig hielt. Ausschalten ließ sich das Gerät dann nur, in dem man ihm den Stecker zog, sprich die Batterie abklemmte.

Weil dieses Verhalten mir keine Ruhe ließ, habe ich ein paar Messungen gemacht. Dabei konnte ich dann feststellen, dass nach ein paar Sekunden die Temperatur an der IC-Oberfläche um 14°C anstieg und dabei noch weiter hoch kletterte - und dies, obwohl das Display nichts mehr anzeigte bzw. das Gerät eigentlich aus sein sollte.
Beim Messen des Stromes konnte ebenso festgestellt werden, dass permanent 150mA fließen und beim Einschalten dieser um weitere 10mA (vermutlich durch das Display) anstieg.
Die Spannung der schon etwas älteren 9V-Blockbatterie brach dabei von 8,4V auf 7,0V ein. Nach Recherchen im Internet bin ich auf eine Fehlerbeschreibung gestoßen, die auf ein Latch-Up des CD4093BE hinweist. Leider wollte die Firma  Irlbacher mir keine Auskunft zu dem Gerät geben und verwies auf die neuere Variante, die ich kaufen könnte - können schon, aber nicht wollen.

Auffällig war auch (März 2022), dass der Messwert nur solange angezeigt wurde, solange man auf die Taste gedrückt hat, was vorher ja eindeutig anders war (siehe Fotos). Was sich durch das bloße Lagern am Gerät verschlechtert haben könnte ist für mich aber nach wie vor ein Rätsel.

Die Erwärmung hat auch den Nachteil, dass sich dadurch der Messwert verändert und das E+S eigentlich in der "Rundablage" landen und dafür das reparierte Oldforge TE105 zum Einsatz kommen sollte, so fern nicht noch ein Wunder beim E+S geschieht. Und das Wunder war ein letzter Versuch das E+S doch noch zu retten, indem das besagte IC getauscht wurde.
Schnell den Halbleiter trotz Krise bei Ali in China bestellt und schon einige Wochen später war er in Austria bzw. ein paar Handgriffe später auf der Platine.

Und tatsächlich, so war es auch. Das Problem des E+S war wirklich der CD4093BE Baustein bzw. ein Latch-Up des selbigen. Ich habe diesen ausgetauscht und auch gleich gesockelt. Und wo wir schon dabei sind, dann den anderen Baustein auch noch. Nun schaltet sich das Gerät auch nach einiger Zeit wieder von alleine aus. Jetzt musste nur mehr der 3D-Drucker ihm noch ein neues Gehäuse spendieren und dann war der E+S Bremsflüssigkeitstester wieder fast wie neu.

Mittlerweile hat auch der Oldforge TE105 mit dem aufgerüsteten 3D-Drucker eine neue, stabilere Rückwand bekommen und dazu wurde auch der Messkopf erneuert. Jetzt muss er nur noch justiert werden (dafür hat nun die Rückwand ein Loch). Derzeit zeigt er bei 1,3% Wassergehalt eine Siedetemperatur von 234°C an, was ein wenig zu hoch sein dürfte (schätze so um die 20°C).


Aber da nun auch der E+S Tester wieder funktioniert, werde ich mich schweren Herzens vom Oldforge TE105 trennen und ihn auf willhaben zum Kauf stellen - denn weniger ist mehr und die Anzahl der Messgeräte in meinem Fundus steigt und steigt.

Parallel zu den Bremsflüssigkeitstester mit Displays habe ich auch testweise den billigen Tester als Kontrolle genutzt - und dieser hat die Werte entsprechend richtig angezeigt.

Meines Erachtens reicht ein einfacher Stifttester aus und man muss als Privatperson nicht unbedingt die Siedetemperatur der Bremsflüssigkeit messen können, insbesondere, wenn die Preise der neuen Geräte, die mitunter auch nur über den Leitwert messen, zwischen 100,- und 250,- EUR liegen und wir in Österreich sowieso im Rahmen der §57a Überprüfung (TÜV) diese messen lassen müssen.

Beim chinesischen Versandhändler kosteten die Bremsflüssigkeitstester mit Siedepunkt anfänglich rund 70,-EUR, aber durch die neuen Zollregeln stieg auch dort der Preis deutlich über 100,- EUR an.

Mittlerweile hat das Oldforge TE105 einen neuen Besitzer über willhaben.at gefunden, da ich meine Messgerätesammlung ein wenig verkleinere und auch versuche, die Kosten wieder etwas zu minimieren.



Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.

 

Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.