KGE Oil Catch Tank (Oil Catch Can)

Nachdem ich einige Schläuche der Kurbelwellengehäuseentlüftung getauscht und seziert habe, keimte in mir der Gedanke, dass die Rückstände der Blowby-Gase eigentlich nichts in der frischen Luft zu suchen haben und diese irgendwie herausgefiltert gehören.

Was sich so alles in der rückgeführten Luft befindet, zeigen sehr gut die YouTube-Videos von Philipp Kaess nach 2500km (100ml) und HumbleMechanic nach 16000km (ca. 1l), wobei die Abscheidung bei letzterem Video mich an Fotos im Netz von der Kurbelgehäuseentlüftung bei einem Audi TT8N erinnern, die ich mal gesehen habe.


Ich hatte bereits im Jahr 2021 mit dem Gedanken gespielt einen Ölabscheider zu verbauen und auf das gerade Wohl hinaus einfach einmal eine, auf neudeutsch, Oil Catch Can bzw. einen Oil Catch Tank, im fernen China bestellt. Was ich aber nicht im Fokus hatte, waren die Durchmesser der Anschlüsse und somit wanderte die Kanne, nachdem sie ewig rumlag, in die Rundablage, sprich in die Altstoffverwertung - sozusagen wieder einmal das Geld beim Fenster rausgeschmissen.

Die verschiedenen Bauformen und Größen diverser Oil Catch Cans sieht man sehr gut im YouTube-Video von TurboZentrum (sollte man sich vor dem Kauf ansehen):


Jetzt bin ich um einige Informationen gescheiter und habe mir wieder eine Oil Catch Can (OCC), jedoch mit 19mm Anschlüssen, im fernen China bestellt. Die 19mm Anschlüsse sollten ident mit den Anschlüssen an meinem Audi TT8N3 mit AJQ Motor sein. Die Größe des Behälters war für mich insofern von Relevanz, da ich eher einen kleineren, dezenten wollte und auch nicht so viele Kilometer im Jahr abspule und die 300ml laut dem Video von Philipp Kaess für rund 5000km reichen sollte.

Nach meinen Recherchen wären Schläuche aus Fluorkautschuk (FPM/FKM) ideal, da diese Temperaturen bis zu 200°C und auch Öle und Benzin trotzen. Die Steigerung sind dann die sogenannten Viton-Schläuche, wo ein Meter fast 1,- EUR pro Zentimeter kostet - vermutlich haben sie Ihren Namen von den billigen Louis Vuitton Taschen, den „Sackerl“ der Reichen, geerbt.
Ich habe mich daher für einen billigeren Schlauch, aus Nitrilkautschuk (NBR), entschieden, mit einer angeblichen Temperaturfestigkeit von 180°C, welcher auch öl- und benzinbeständig sein soll.




Nachdem ich zwei verschiedene Schläuche erhalten haben, wovon aber nur einer den richtigen Innendurchmesser hatte, bin ich gegenüber dem Projekt etwas skeptisch, weil einerseits die Schläuche ziemlich steif sind - als hätten sie Viagra geschluckt - und andererseits mir die im Internet vorzufindenden Einbauorte des Oil Catch Tanks nicht besonders gefallen. Vermutlich müsste ich zum Entleeren jedes mal die Catch Can demontieren und mit äußerster Vorsicht den unteren Teil des Behälters runterschrauben, damit nichts in den Motorraum gelangt.

Natürlich kann man das Ganze auch bei Amazon als Gesamtpaket kaufen, wobei ich etwas skeptisch bezüglich der Qualität der mitgelieferten Schläuche bin.




Daher habe ich meine grauen Gehirnzellen bemüht und den Ölabscheider nun so modifiziert, dass ich in den Deckel ein M8-Innengewinde gebohrt habe, damit ich den Ölstand messen und das Öl absaugen kann, ohne dass ich den Behälter jedes mal herausfummeln und aufschrauben muss, da die Platzverhältnisse doch etwas bescheiden sind.
Die billigeren Ölabscheider haben oben schon das entsprechende Gewinde, meist wegen dem Luftfilter, nur leider meiner nicht.

Zu Beginn habe ich auch überlegt Stahlwolle, wie im folgenden YouTube-Video, in den Behälter zu stopfen, da man dies auch häufig sieht. Aber nachdem ich gesehen haben, dass die beiden Leitbleche massive Aluminiumplatten mit Bohrungen sind, habe ich den Gedanken wieder verworfen.
Bei anderen Oil Catch Cans (siehe oben) sind diese Platten meistens nur dünne Bleche und da kann es nicht schaden. Im Behälter selber will ich aber keine Stahlwolle einfügen, da dies dann das Messen des Füllstandes und das Absaugen erschwert.

Einige Zeit habe ich mein Corona-geschädigtes Gehirn etwas anstrengen müssen, um herauszufinden, wie ich den Oil Catch Tank am besten fixieren kann. Die Lösungen mittels Schlauchklemmen an der Domstrebe sagten mir nicht besonders zu und ich würde ihn gerne hinten an der Spritzwand befestigen. Interessanter Weise ist bei mir der Kasten mit dem Relaisträger (bestehend aus den Teilen 1J0941385A, 1J0941391C und 1J0941393B) nicht vorhanden, den man auf diversen YouTube-Videos immer wieder sieht (mich würde interessieren, warum bei mir den Motorraum und manche Teile vom ETKA abweicht).
Mein anfänglicher Lösungsansatz war eine Halterung mittels 3D-Druck herzustellen, die ich dann in das Blechteil des Relaiskastens einhänge und die die Oil Catch Can trägt, ähnlich dem Video YouTube-Video von l3lackpitty bzw. dem Relaisträger.

Damit ich zu den Abmessungen des hinteren Blechteils komme, hatte ich mehrere verschiedene Wege eingeschlagen. Einmal habe ich den Blechteil mit Textmarker eingestrichen und einen Abdruck am Papier gemacht und ein anderes mal einen Abdruck mittels Salzteig gefertigt.
Die ganze mühselige Arbeit, sprich "Hack'n", der Modellaufnahme hätte ich mir aber eigentlich ersparen können. Ich habe nämlich zufällig die Teilenummer des Relaisträgers im motor-talk-Forum erspäht und beim örtlichen VW/Audi-Händler nachgefragt was die kostet? Und siehe da, die gesamten drei Teile kommen auf rund 34,- EUR, was mich dazu veranlasst hat, diese gleich zu bestellen.

Zuerst wollte ich die Maße des Behälters aufnehmen und eine spezielle Halterung konstruieren und drucken, bis, wie bei Wickie und den starken Männern, der Geistesblitz kam und ich feststellen musste, dass meine Oil Catch Can ziemlich genau in den Behälter passt - nur am Boden ist sie rund 19mm, aufgrund der Verjüngung des Behälters, nicht aufgesessen. Also wurde noch einmal der Träger um 12,- EUR bestellt und als Halter der Catch Can missbraucht.
Also musste nur mehr ein Einsatz oder zwei Einsätze konstruiert und ausgedruckt werden, damit die Catch Can in der Halterung nicht umherwackelt.
Als Lösung für das "luftige" Problem habe ich mehrere 10mm dicke Schaumstoffteile (Verpackungsmaterial) am Boden (72x57mm² und 72x83mm²) und an die Seiten (72x63mm²), zwischen der Innenwand des Relaiskasten und der Oil Catch Can, gestopft und mit einem Deckel, welcher mittels meinem 3D-Drucker gedruckt wurde (STL-Download), "zugestöpselt".
Das Ganze sieht jetzt wesentlich professioneller aus und es stellte sich nur noch die Frage, wie kriege ich das Ding an seinem Platz. Bekanntlich führen viele Wege nach Rom, aber nur zwei beim Audi TT 8N. Ein Lösungsweg wäre gewesen die Domstrebe zu demontieren, mit dem ich mich aber nicht so recht anfreunden konnte. Der zweite Lösungsweg war die Demontage des Luftfilterkasten, den ich sowieso öffnen musste, damit ich den Luftfilter reinigen konnte.
Somit war dann genug Platz, dass ich den Halter mit der Oil Catch Can von unten montieren konnte. Jetzt stellte sich die Frage, wie man am besten die Schläuche zu und von der Oil Catch Can verlegt, da diese ja ziemlich steif sind. Im Nachhinein würde ich Gummi-Schläuche kaufen und einbauen.

Bei der Demontage des originalen Schlauches vom Motorblock zum Druckregelventil 034 129 101B kam mir der Gedankenblitz, dass die Länge des Schlauches mitunter für die Verbindung von der Oil Catch Can zum Ventil passen könnte. Noch dazu hatte der Schlauch einen Bogen, welcher ideal unter die Unterdruckleitung passte.
Für die Zuleitung vom Motorblock zur Oil Catch Can nahm ich dann den steiferen Gewebeschlauch, den ich auf Amazon kaufte, da dieser kaum einen Bogen machen muss. Natürlich wurde dieser vorher mit einem Teppichmesser auf die entsprechende Länge gekürzt.
Mit den wieder angebrachten Verkleidungen sieht meines Erachtens die Oil Catch Can wie ein originales Audi Teil aus und fällt kaum auf.
Nachteilig ist, dass man nun schwer an den Deckel des Bremsflüssigkeitsbehälters kommt und die Zuleitung zur Oil Catch Can demontieren muss, wenn man den Lufmassenmesser abziehen möchte - alternativ ginge es möglicherweise auch, wenn man den oberen Teil des Luftfilterkastens demontiert und die Verbindung zum Schlauch trennt.

Da der verbaute Schlauch ziemlich steif ist, habe ich mir einen Gummischlauch bei Amazon bestellt, der eine geringere Wandstärke aufweist (2mm). Leider kam dieser Gummischlauch ziemlich zusammengefaltet bei mir an und wies Knickstellen auf.
Darüber hinaus ist er auch nicht formstabil und auch beim Bogen von der Kurbelgehäuseentlüftung zur Oil Catch Can wurde er flach, so dass ich auf einen Einbau verzichtet habe.
Den Temperaturtest, das Anheizen mit einer Heißluftpistole auf höchster Stufe, hat er bestanden. Wäre er formstabiler, dann wäre er vermutlich im Auto geblieben.

Der Umbau war in weniger als eine Stunde erledigt, inklusive den Probierereien, wie die Schläuche der Oil Catch Can am Besten platziert werden können. Die Kosten des Projekts belaufen sich auf rund 70,- EUR, je nach Oil Catch Can und Benzinschlauch.

Ersatzteile:
  • Oil Catch Can
  • Sicherungskasten 1J0941393B B41
Werkzeug:
  • Schraubendreher
  • Seitenschneider
  • Tapeziermesser
Material:
  • 2 Stück Schlauchschellen (16 - 27mm)
Arbeitsschritte:
  • Abdeckungen im Motorraum demontieren
  • Stecker vom Luftmassenmesser abstecken
  • oberen Teil des Luftfilterkastens ausbauen und vom Ansaugschlau abmontieren
  • Schlauch 06A103221BR vom Motorblock zum Druckregelventil demontieren
  • Halterung mit Oil Catch Can einsetzen
  • Schlauch 06A103221BR von der Oil Catch Can zum Druckregelventil wieder einsetzen und mit Schlauchschellen befestigen
  • geraden Schlauch auf die entsprechende Länge kürzen
  • Schlauch zuerst am Motorblock mit Schlauchschelle befestigen
  • Luftfilterkasten wieder einbauen
  • Stecker am Lufmassenmesser wieder anstecken
  • Ende des gekürzten Schlauches mit einer Schlauchschelle an der Oil Catch Can befestigen
  • alle Abdeckungen wieder montieren


Was mich etwas irritiert ist, dass bei einem geschlossenen Catch-Tank-System streng genommen die Betriebserlaubnis erlischt, aber ich glaube, dass bei einem "dezenten" Einbau die Prüfer, zumindest in Österreich, die Veränderungen kaum wahrnehmen und eigentlich ändert dürfte sich auch am Abgasverhalten des Motors nichts ändern. Anders wäre dies bei einem offenen System (jene mit Filteraufsatz), bei dem die Schadstoffe an die Umwelt abgegeben werden.

Je mehr ich die Schläuche der Kurbelgehäuseentlüftung betrachte, umso mehr wird mir bewusst, dass diese eigentlich komplett revidiert werden müssten, insbesondere, da der Motorblock in deren Umfeld ziemlich "grausig" (verölt) ist. Zumindest landete dieser Plan auf die To-Do-Liste für 2023 - gut Ding braucht Weile bzw. und es standen für 2022 ja noch ein paar andere Kleinigkeiten an.


Nachtrag 08/2023:
Nach rund 1300km mit eingebauter Oil Catch Can konnten bei einer Kontrolle mit einem Endoskop keine nennenswerte Rückstände im Behälter festgestellt werden.
Da das Fahrzeug stets bei trockenem Wetter gefahren wurde, gehe ich davon stark aus, dass die Luftfeuchtigkeit der angesaugten Umgebungsluft auch eine Rolle diesbezüglich spielt.


Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass vermutlich ein Einbau einer Oil Catch Can, bei einem Fahrzeug das überwiegend nur bei trockenem Wetter bewegt wird, nicht unbedingt erforderlich ist. Trotzdem bleibt bei mir die Oil Catch Can weiter verbaut, da sie sich ja nicht negativ auswirkt.

Nachtrag 09/2023:
Bei der Lecksuche mittels leichtem Druck und Rauch stellte sich heraus, dass am Oil Catch Tank Druck verloren geht bzw. Rauch austritt.


Schuld waren einerseits die Schläuche, die nicht komplett auf den Flansch bis zum Anschlag montiert waren und ein Fertigungsfehler beim Oil Catch Tank selber. An einer Gewindebohrung trat Rauch aus. Anscheinend dürfte das Gewinde zu tief gebohrt worden sein.
Ich habe darauf die Bohrung mit Mannol und einer Schraube abgedichtet, so dass in diesem Bereich keine Falschluft mehr auftreten kann.


Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.





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