OBD-Stecker VAS5054 ODIS

Und wieder bin ich der Versuchung unterlegen (ähnlich dem Titel "…und immer lockt das Weib") einen weiteren Diagnosestecker zu testen. Diesmal einen VAS5054A (Bluetooth-Verbindung), den mir mein Freund Ali Express zugesendet hat - aber nicht aus dem fernen China sondern aus dem nahen Deutschland.

Meines Erachtens ist es interessant, dass diese Stecker immer noch auftauchen, da Softing bereits vor einigen Jahren dagegen bei Amazon vorging, aber auf der aliexpress-Plattform sind diese sehr weit verbreitet, ebenso das Nachfolgemodell VAS 6154A (WiFi-Verbindung).

Zur Krönung findet man diese Stecker vereinzelt doch noch weiterhin auf Amazon, wenn man nach "VAS 5054" sucht. Das Ergebnis ist den findigen Verkäufern geschuldet, die es immer wieder schaffen solche Produkte erfolgreich bei Amazon zu platzieren.

Eigentlich wäre diese Form von Stecker und auch die Software (ODIS = Offboard Diagnostic Infromation System) Werkstätten vorbehalten, die meist vierstellige Beträge dafür aufwenden müssen. Der Vorteil ist dafür die geführte Fehlersuche und die weiteren Möglichkeiten, die dieses System bietet (siehe YouTube-Video von Tom Hignum):



Im Grunde eine ganz andere Richtung als das Produkt von Ross-Tech, bei der es meines Erachtens primär nur um Fehlersuche und Codierung geht - und dort stellt sich die Frage, ob die ganzen Angebote auf vcdspro.de bzw. die Verrechnung deren VCDS-Dienstleistungen ganz legal ablaufen? Aber das ist eine andere Geschichte.

Die von mir bestellte Variante ist ein VAS 5054A mit anscheinend originalem OKI-Chipsatz und wurde in einem Kunststoff-Transportkoffer mit verschiedenen Aufkleber, mit einem USB-Kabel, mit vier selbst gebrannten sowie selbst nummerierten DVDs und einer kleinen CD geliefert- wieder mit einer sehr dubiosen Art die Software zu installieren.


Ich habe mich bewusst für die Variante VAS 5054A (Bluetooth) statt dem Diagnose-Stecker VAS 6154A mit WiFi entschieden, da ich in einem Blog gelesen habe, dass dieser Diagnosestecker empfehlenswerter sein sollte - anscheinend auch wegen der größeren Breite an unterstützten Fahrzeugen. Darüber hinaus unterstützt der VAS 6154A nicht VAS-PC V19 - wäre aber für mich kein Kaufargument.

Nachteilig ist, dass der Stecker VAS 5054A nur bis zu Windows 7 funktioniert. Lösungsansätze mit PassThru unter Windows 10 scheint es zu geben, aber die sind eher vage beschrieben. 

Die Windows 7 Abhängigkeit hat mich gezwungen, dass ich für den Test meinen Diagnose-Laptop auf Windows 7 zurücksetzen musste. War aber halb so schlimm, da ich sowieso gerade dabei war diesen vollständig neu "aufzubauen".


1. Produktanalyse
Bezüglich der äußerlichen Verarbeitung gibt es am Diagnose-Stecker nichts zu bemängeln. Das Gehäuse ist leicht gummiert und weist keinerlei Spalte auf. Die Kreuzschlitz-Schrauben sind mit kleinen schwarzen Gummistopfen abgedeckt.

Dem Stecker fehlen jegliche Aufdrucke, jedoch sind vier Aufkleber beigelegt. Einer sogar mit CE-Kennzeichnung und Hinweise zur Softing AG - und einer Seriennummer.


Im Gegensatz zu dem VCDS-Stecker sind auf allen ICs entsprechende Bezeichnungen ersichtlich, wie Infineon SAK-XC167CI (Mikrocontroller), AMB 2300 (Bluetooth-Modul) und OKI M6636 (LAN-Controller) - im Grunde so, wie es der Verkäufer auch beschrieben hat.

2. Wie verhält sich der Stecker am PC?
Im Gegensatz zum VCDS-Stecker rührt sich gar nichts, wenn man den VAS 5054A mittels USB an den PC anschließt. 

Das größere Übel ist aber die Anleitung zum Installieren der Software. Was bei VCDS leicht von der Hand ging führt hier zum Verzweifeln. Die Anleitung (readme.txt), mitgeliefert auf einer der DVDs, ist meines Erachtens unvollständig bzw. inkorrekt - da konnten nur mehr die diversen YouTube-Videos zu diesem Thema helfen, wenn alle Dateien auch auf den DVDs wären.

Auch sind die mitgelieferten DVDs bzw. die gepackten Dateien fehlerhaft - in einer rar-Datei eine zip-Datei verpacken, wer kommt nur auf so dumme Ideen? Und dann passiert es, dass eine der zip-Dateien leer ist.

Resultierend aus der Erkenntnis kann ich nur sagen - Finger weg, ansonsten hat man sein Geld und seine wertvolle Lebenszeit sinnlos rausgeschmissen. Einen "Disput" bei aliexpress auszulösen ist nicht schwierig, nur wie er ausgeht ist oftmals nicht befriedigend. Bei mir war der Lösungsansatz "Ware auf Kosten des Käufers retour, dann wird der Kaufpreis ersetzt". Nur kostet der Versand nach China ganze 22,- Euro. So habe ich entschieden, mich doch noch tiefer damit auseinanderzusetzen - Man(n) will ja was für sein Geld haben.

Ich habe volle zwei Tage damit verbracht - keine Lüge - die Software, zumindest am PC, zum Laufen zu bringen, zwar nicht mit Stand 5.1.3 sondern mit 5.0.6.

Knackpunkt dabei war das Postsetup. Dazu mussten die diversen Foren und Seiten durchforstet und unzählige Downloads mit genauso unzähligen Gigabyte an Daten getätigt werden - bis man auf eine lauffähige Version stößt.

Im Grunde ist somit nicht die Installation das Problem, sondern das Postsetup. Das Datenpaket benötigt ganze 14GB. Einige der Downloads sind mit Kennwort versehen, bei anderen stellt man fest, dass entweder Dateien fehlen oder beim Entpacken Datenfehler auftreten - irgendwie kommt man sich wie Columbus bei der Entdeckung von Amerika vor.

Das ganze Debakel setzte sich aber fort, wie es um die Verbindung zum Fahrzeug (Seat Leon ST) ging. Wenn man nur den Stecker ohne USB-Kabel ansteckt, fängt er sofort zum Piepen an - und zwar mit aufsteigender Frequenz, d.h. die Töne werden immer höher. Irgendwie bekommt man Angst, dass gleich was explodiert.

Der Stecker wird zwar vom PC erkannt und er leuchtet grün, aber er konnte über USB keine Verbindung zum Fahrzeug aufbauen. Vielleicht hätte ich es über Bluetooth versuchen sollen, aber aufgrund meines Alters habe ich vergessen, dass da ein Bluetooth-Dongle mitgeliefert wurde bzw. der Laptop über Bluetooth verfügt. Andererseits hätte ich am Laptop wieder WLAN und Bluetooth aktivieren müssen, was ich eigentlich wegen den Viren auch nicht wollte.


Aufgrund der eindeutigen Situation einer Produktfälschung, der mehr als sehr seltsamen Installation und der nicht zustande gebrachten Verbindung zum Fahrzeug bekommt das Produkt von mir die Bewertung - "Mega- Giga- Teraflop" und "Hände ganz weit weg davon".

Von allen getesteten Stecker war diese Version, die mir am meisten Nerven gekostet hat - und die auch mit Abstand die teuerste Lösung - außer natürlich der originalen VCDS - war. Darüber hinaus musste ich nach einem Virenscan - nachdem ich die Software wieder deinstalliert hatte - feststellen, dass mehr als 60 Dateien am Rechner infiziert waren.

Ob dies der Verdienst dieses einzelnen oder auch anderer chinesischen Diagnoseprogramme ist, kann ich aber nicht mehr feststellen. Wer aber solche Software auf seinem Produktivsystem testet ist ein digitaler Kamikaze.



Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung oder Kaufempfehlung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.


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