Klimaanlage mangelnde Kühlleistung

Alle Jahre wieder kommt das Klimaproblem..... Erstmalig im April 2021 ließ ich beim ÖAMTC ein Klimaservice durchführen und die Anlage wurde mit zusätzlichen 300g R134a auf die notwendigen 800g befüllt. Leider, nach nicht mal fünf Monaten und 500km - zwischenzeitlich war ich einige Wochen auf Corona-Reha und nachher ist das Wetter, nennen wir es eher bescheiden, gewesen - war es aus mit kühl.
Wie ich dann die letzte Runde gefahren bin, ist bei 23°C Außentemperatur statt kalter Luft nur ein laues Lüfterl aus den Düsen rausgekommen. Gerade einmal ein Unterschied von 2°C (gemessen mit einem IR-Thermometer) bei Stufe LOW.

Also hatte ich mich damals aufgemacht das Problem zu suchen (viel kann man ja bei der Klima ja nicht selber machen):

  • als erstes einmal den Check, ob die Magnetkupplung anzieht (Umschaltung zwischen ECO bzw. OFF und AUTO), was tadellos funktionierte. Auf einigen Seiten wird als Problem das reduzierte Anzugsmoment der Verschraubung der Magnetkupplung von 17Nm statt 25Nm als Fehlerquelle beschrieben, wobei die 17Nm auch nicht stimmen, denn im Reparaturleitfaden sind 15Nm angeführt. Audi hatte zwei verschiedene Kompressorlieferanten, wobei bei „Sanden“ ein Anzugsmoment von 25Nm erforderlich war und bei „Zexel/Valeo“ ein Moment von 15Nm.
  • Kontrolle, ob beide Kühlmittellüfter bei AUTO auf Stufe 1 laufen, ansonsten Sicherung S133 kontrollieren.
  • sicherheitshalber auch den Temperaturschalter F14 (der die Klima bei zu hoher Kühlmitteltemperatur ausschaltet) durchgemessen, ob dieser im kalten Zustand geschlossen ist, und dann im Betrieb abgezogen, um zu prüfen ob sich die Klima ausschaltet.
  • mittels VCDS die Fehler im Klimabedienteil ausgelesen, aber da waren nur der Sonnenintensitätssensor und die Staudruckklappe sporadisch angeführt.
  • Grundeinstellung der Klappen mittels VCDS durchgeführt.
  • Sichtkontrolle der Ventile - und siehe da, da war was beim Ventilkörper des Hochdruckventil 357820795J zu sehen (siehe Bild). Leider habe ich vorher auf den Ventilkörper gedrückt um zu schauen, ob noch etwas Druck in der Anlage vorherrscht, bevor ich einen "Bläschentest", d.h. Flüssigkeit auf den Ventileinlass, gemacht habe. Da keine Blasen aufstiegen ging ich eher davon aus, dass die Ventile dicht sind, aber anscheinend tritt nach dem Aufsetzen und Abnehmen der Kupplungen beim Befüllen das Problem wieder zu Tage, wie die spätere Lecksuche zeigte. Also nächstes Mal vorher den Bläschentest machen, bevor an den Ventilen rumgedrückt wird.


Die Lecksuche beim ÖAMTC ergab dann, dass sowohl das Niederdruck- als auch das Hochdruckventil nicht mehr dicht sind und das Kältemittel auch beim elektrischen Stecker des Hochdruckgebers G65 hinausgedrückt wird. Der Rest des Kältemittelkreislaufes hatte zum Glück keine Undichtigkeiten. Insgesamt waren jedoch nur mehr 170g Kältemittel von ursprünglich 800g vorhanden.
Die drei Positionen sind zum Glück leichter zu erreichen und laut dem ÖAMTC-Techniker sind dies bei älteren Fahrzeugen leider häufige Stellen, wo das System leck wird. Aber insofern ist der TT8N im Vorteil, dass man dafür nicht die ganzen Leitungen, sondern nur die Ventile selber tauschen kann.

Eigenartig war, dass auch die Schutzkappen an den Ventilen gefehlt haben, denn laut ÖAMTC-Techniker hätte er dies beim letzten Mal sicherlich protokolliert, wenn sie nicht da gewesen wären - sind Heinzelmännchen in meiner Garage, die Schutzkappen klauen?
Mittlerweile hätte ich zumindest die Möglichkeit den Druck auf der Niederdruckseite zu messen, aber leider kam das Manometer nach dem Termin des ÖAMTC bei mir an und mittlerweile weiß ich auch, dass das Messen der Niederdruckseite alleinig nicht ausreicht.
Je nach Umgebungstemperatur stellen sich laut Reparaturleitfaden verschiedene Drücke ein.
Die Überlegungen auch gleich den Trockner 1J0820191D zu tauschen habe ich aber aufgrund der Einbausituation - und der dadurch erhöhten Werkstattkosten - vom Tisch gefegt. Getauscht wurde nur jenes, was getauscht werden musste - "wat mutt, dat mutt" würde man im Plattdeutschen sagen.

Die Teile wurden bestellt und sollten in der Werkstätte getauscht werden, da ja auch die Klima komplett neu befüllt werden musste. Nur leider stellte sich heraus, dass anscheinend die ETKA-Liste nicht ganz korrekt ist. Der mit (11) bezeichnete O-Ring Hochdruckteil ist anscheinend zu groß (10,8mm Durchmesser) und müsste laut Werkstatt das Ersatzteil 1J0820749C (Position 11a mit 8,2mm Durchmesser) sein, welches aber auf 7zap an anderer Position abgebildet ist. Im Reparaturleitfaden findet man bezüglich der Abmessungen leider auch nur den Verweis auf den Teilekatalog und den Hinweis auf die Farben "lila", "violett"oder "rot", da diese für das Kältemittel R134a vorgesehen sind.


ET-Nummer Position Bezeichnung Preis
87031700   Kältemittel absaugen und befüllen   76,14
87091900   Druckschalter ein- und ausbauen   45,68
98001000   Füllventile erneuert   26,64
357820809B 12 Schutzkappe Niederdruckteil     5,94
357820809C 12A Schutzkappe Hochdruckteil     6,90
357820795H 14A Ventil Niederdruckteil   22,44
357820795J 14 Ventil Hochdruckteil   22,44
7H0820898   O-Ring     3,12
8E0260749 11 O-Ring     3,12
7M395139 17 Hochdruckgeber (1H0959139B) 104,52
1J0820749C 11a Dichtring statt Pos. 11     2,64
3102200   Kältemittel R134a (800g)   46,56

Interessant war auch, dass ein Hochdruckgeber 7M3959139 eingebaut war, anscheinend wurde dieser schon mal getauscht. Das Ersatzteil im freien Handel kostet je nach Hersteller zwischen 10,82 EUR (Ridex) und 89,61 EUR (Valeo).  Für das „angeblich“ originale Nachfolgeteil des 1H0959139B, nämlich jenes 7M395139, verlangt nun Audi fette 104,52 EUR, statt ursprüngliche 61,20 EUR. In Zeiten wie diesen, weiß Audi wo sie sich ihr Geld holen können, wenn man schon keine Autos wegen Chipmangel verkaufen kann.

Weiters ist es, technisch bedingt, ein wenig blöd, dass auf den ersten Blick die volle Position "Kältemittel absaugen und befüllen" auf der Rechnung steht, obwohl die Klima ja vorher abgesaugt wurde und man könnte meinen, dass einen die Werkstatt über den Tisch zieht. Dies lässt sich aber mit dem Tausch der Ventile und des Schalters erklären, da dadurch die Klima nicht mehr im Sinne von "leer" ist und vor dem Befüllen nochmals evakuiert werden muss - die Restluft muss raus, ansonsten ist die Kühlleistung geringer.

Will man die Klimaanlage nach solch einer Reparatur selber befüllen, dann braucht man z. B. zweimal das Easyklima Starterset R134A um rund 72,- EUR, was eigentlich "nur" 50,- EUR unter dem liegt, was Audi für das Befüllen verlangt, wobei es sich um kein reines R134A handelt, sondern um ein Kälteersatzmittel. Nur dann hat man einerseits aber keine Gewährleistung wenn was schief läuft und anderseits wurde auch nicht evakuiert und somit befindet sich mitunter Restluft im System. Fraglich ist, inwieweit die Kühlleistung komplett wiederhergestellt ist? Im Reparaturleitfaden "Heizung, Klimaanlage" steht daher explizit der Hinweis zu "Entleeren, Evakuieren und Befüllen".

Wie gefährlich diese Kälteersatzmittel sind zeigen die Autodoktoren in ihrem YouTube-Videokanal, wobei das Anzünden des Kältemittels R1234yf auch eine dumme Idee ist, da diese beim Verbrennen Carbonflourid, ein Abkömmling des hochgiftigen Kampfgases Phosgen, freisetzt.


Da im Jahr 2023 wieder die Klima ihren Dienst versagt hat und das im letzten Jahr bestellte Niederdruckmanometer nicht aussagekräftig ist, habe ich wieder einmal in die Tasche gegriffen und mir ein digitales Kältetechnik-Messgerät zugelegt, welches den Druck sowohl auf der Niederdruck- als auch auf der Hochdruckseite misst.

Leider musste ich feststellen, dass bei laufenden Motor und eingeschalteter Klima auf LOW die Niederdruckseite auf 2,0 bar absinkt, aber die Hochdruckseite nicht über 3,7bar hinauskommt, was wieder auf einen Kühlmittelverlust schließen lässt.


Die Messung am Hochdruckschalter F129 zeigte zumindest auch keinen Fehler, da die Kontakte 1-2 geschlossen waren und dies auch VCDS anzeigte


Eine gute Übersicht, wie man die Klimaanlage prüfen und wie man die Drücke interpretieren kann gibt beispielsweise Hella oder Nissens.



Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.

 
 

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